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Der Zauber ist verloren

Lesezeit: 3 Minuten

Ganz frisch

Das neue Jahr ist noch ganz frisch. Die Seiten in dem Buch 2023 sind noch leer. Was wird das neue Jahr bringen? Was ist mein Ziel? In welche Richtung soll es für mich im neuen Jahr gehen?

Darauf habe ich keine Antwort. In mir ist kein Gefühl des Aufbruchs. Der Zauber des Neubeginns scheint verloren zu sein.

Loslassen

Silvester war noch nie ein Tag, den ich besonders mag. Früher hat es mich gestört und belastet, dass scheinbar alle einen Partner hatten, den sie um 0:00h küssen konnten. Diese Sorge habe ich nun schon viele Jahre nicht mehr. Dennoch blieb Silvester ein Tag, auf den ich mich nicht wirklich freue.

Vielleicht sind es meine Erwartungen, der Abend müsse etwas Besonderes sein. Vielleicht ist es der unwiederbringliche Abschied vom vergangenen Jahr, der an diesem Abend geschieht? Ich muss das alte Jahr loslassen und loslassen ist nicht so meins.

Zauber des Neuanfangs

Dennoch barg der Jahreswechsel stets auch einen Zauber. Der Zauber des Neuanfangs. Das neue Jahr liegt vor mir. Ein Jahr voller Möglichkeiten und Chancen. Ich habe gute Vorsätze aufgeschrieben und bin diese voller Elan angegangen. Ich habe Träume und Wünsche formuliert, auf die ich mich zubewegt habe.

Manches davon habe ich umgesetzt. Vieles blieb jedoch nur ein Gedanke in meinem Kopf oder Worte auf Zetteln. Dennoch hatte die Zeit zum Jahresbeginn einen besonderen Zauber, der mir viel Kraft gegeben hat.

Angekommen

Dieses Jahr scheint es anders zu sein. Der Zauber des Neubeginns scheint verloren zu sein. Ich habe keine Vorsätze, mit denen ich heute beginne. In meinem Herz scheint kein Traum, kein Wunsch zu sein, in welche Richtung sich dieses Jahr entwickeln soll.

Auf der einen Seite bin ich in vielerlei Hinsicht bereits genau dort, wo ich sein möchte. Ich habe wunderbare berufliche Aufgaben, die mich erfüllen. Ich bin gefordert, darf wachsen und spüre jeden Tag, dass mein Handeln einen Unterschied macht. Ich habe mit Mut-zur-Stille und meinen Meditationsabenden Herzensprojekte, die mich spirituell bereichern und in denen ich in der gebenden Richtung meine Kreativität leben kann. Meine Partnerschaft erfüllt mich und ich habe genau den Menschen an meiner Seite, mit dem ich alt werden möchte. Es scheint also nichts mehr offen zu sein, was ich mir für 2023 wünsche.

Wünsche und Träume

Es sind natürlich dennoch Wünsche da, aber diese kann ich nicht erreichen. Ich kann keinen Frieden in der Ukraine erschaffen. Auch die Klimakatastrophe kann ich nicht aufhalten. Und den Kurs der Gesellschaft in Richtung Egoismus, immer weniger Solidarität und Rücksicht kann ich ebenso wenig ändern, wie das Erstarken rechter Tendenzen.

Die Zeiten, in denen wir leben, liegen mir in diesen Tage wie Blei auf meinem Herzen. Die Leichtigkeit und der Zauber des Neuanfangs ist gelähmt und blockiert.

Das kleine Glück

Darf ich in dieser Zeit überhaupt noch das kleine Glück für mich anstreben? Darf ich mir einen schönen Urlaub wünschen? Ist es in Ordnung, meine Energie darauf zu richten, dass ich mich im neuen Jahr besser um mich kümmere? Damit meine ich vor allem, mich endlich wieder mehr zu bewegen. Aber ich meine damit auch, weniger zu arbeiten, mehr Erholung und Auszeiten zu haben. Und vor allem: wieder mehr Zeit für Freunde und soziale Kontakte zu haben.

Angesichts der großen Probleme und Katastrophen, die die Welt gerade bestimmen, scheinen mir diese kleinen Wünsche zu klein und zu eng. Wie kann ich meine Energie auf diese Kleinigkeiten ausrichten, wo doch die Welt im Großen gerade so krankt?

Die wichtige Frage

Damit stelle ich eine ganz wichtige und essenzielle Frage. Diese hast du dir vielleicht auch schon einmal gestellt. Oder vielleicht hast du dir diese Frage nie gestellt, aber du handelst so, als wäre die Frage mit „nein“ beantwortet worden?

Die Frage, die ich meine, lautet: Habe ich das Recht, glücklich zu sein? Ohne Bedingung, ohne Kompromiss. Steht es mir zu, glücklich zu sein, ohne dafür Leistung zu erbringen, ohne erst dafür zu sorgen, dass es allen anderen um mich herum gut geht? Also einfach so, ohne dass zuvor eine Bedingung erfüllt sein muss?

Für mich geht dieses glücklich sein stets nur so, dass ich mit meinem Glück niemanden in seiner Entfaltung einschränke, dass niemand zurückstecken muss, damit es mir gut geht. Ich meine ein glücklich sein, dass gleichzeitig Rücksicht nimmt, dass es nicht auf Kosten anderer ist. Also weniger das egoistische, konsumierende Glücklich, bei dem es mir egal ist, dass es zulasten der Gesellschaft geht, sondern mehr das innere glücklich sein.

Glücklich, weil …
… ich am richtigen Platz bin,
… ich Momente erlebe, in denen ich mich verbunden fühle,
… jeder Tag mein Leben erfüllt.

Klare Gedanken

Wie so oft klärt das Schreiben meine Gedanken. Und meine Antwort ist nun ganz klar und deutlich in meinem Herzen: Ja, das steht mir zu! Ja, ich darf glücklich sein, auch wenn in der Welt Krieg herrscht und wir als Gesellschaft in einer Klimakatastrophe agieren, als ob es diese nicht gäbe.

Also ist es auch in Ordnung, Wünsche und Träume für das neue Jahr zu haben. Es ist wichtig, dass ich gut für mich sorge, damit ich meine Arbeit im Beruf und für meine Herzensprojekt weiter machen kann.

Es liegt an mir und dir

Vielleicht ist es in Zeiten wie diesen sogar besonders wichtig, Wünsche und Träume zu haben. Denn ich bin Teil der Gesellschaft. Es ist auch an mir, eine Gesellschaft zu leben und zu erschaffen, in der Rücksicht auf andere essenzieller Teil unseres Miteinanders ist. Es ist auch meine Aufgabe, einen bedachten und nachdenklichen Umgang mit Ressourcen jeder Art zu leben, und damit auch vorzuleben. Ich bin die Gesellschaft. Du bist die Gesellschaft. Es liegt an uns stets das Beste daraus zu machen. Und es liegt an uns, dass die Welt durch mich und durch dich zu einem besseren Ort wird. Und das wird sie nicht, wenn ich mir nicht mehr erlaube, zu träumen.

 

Wovon träumst du für 2023?
In welche Richtung möchtest du in deinem Jahr 2023 gehen?

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Buch, Sterne, offenes Buch @ NoName_13 (pixabay CC-0)

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