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Finde heraus, wohin der Fluss fließt 

Lesezeit: 3 Minuten

Kontrolle

Früher wollte ich immer alles kontrollieren. Spontanität war bei mir fast nicht möglich. Nicht zu wissen, was als Nächstes kommt, konnte ich nur schwer aushalten. Zu der Zeit hatte ich keinen Partner. Um bloß nicht alleine sein zu müssen, habe ich mir meine Wochenenden weit im Voraus verplant. Das war nicht immer nur schlecht. Ich habe Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbracht und mich so nicht alleine gefühlt.

Planen

Es ist nichts Verkehrtes daran, die Freizeit zu planen. Manches geht einfach nicht spontan. Ich habe in der Zeit jedoch fast nichts dem Zufall überlassen oder einfach mal in den Tag gelebt. Ein Bild für diese Zeit ist ein Fluss, der von außen eingeengt wird. Statt sich natürlich durch das Land zu schlängeln, verläuft der Fluss in gerader Bahn wie ein Kanal. Der Verlauf ist wunderbar vorhersehbar. Aber auch unfassbar langweilig. Es passiert nichts Ungeplantes oder Spontanes.

Wer bin ich?

Als ich anfing, mich damit zu beschäftigen, wer ich tief im Innern bin und was ich wirklich im Leben erreichen möchte, bemerkte ich, dass ich mir unglaublich viel Freude und Freiheit wegnehme, wenn ich alles planen und kontrollieren will. Ein wichtiges Mantra in meinem Leben ist seitdem: „Ich vertraue dem Fluss des Lebens.“

Der Lebensfluss

Das Bild des Lebensfluss gefällt mir sehr gut. So wie ein Fluss in der Natur fließt mein Lebensfluss mal behäbig und ruhig dahin. Es ist vorhersehbar, was passiert, alles läuft in ruhigen Bahnen.

Doch dann verändert sich der Flusslauf und es kommen Biegungen, bei denen ich nicht weiß, was dahinter passieren wird. In meinem Leben geschehen unerwartete Wendungen. Es geschehen Veränderungen oder es bieten sich Chancen. So wie im Frühsommer, als ich zugesagt habe, in einem Modul in der Erwachsenenbildung tätig zu werden. Wusste ich, ob ich das kann? Nein. Wusste ich, ob mir das Spaß machen wird? Ich habe es gehofft.

Abenteuer

Anders als früher habe ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen. Das war wahrlich nicht immer leicht. Aber ich habe unglaublich viel gelernt und tolle Menschen getroffen.

Letzte Woche ist der zweite Kurs zu Ende gegangen und ich bin sehr glücklich, dass ich diese Chance im Sommer angenommen habe. Das, was hinter der Biegung meines Lebensflusses auf mich gewartet hat, hat mich an neue Ufer und neue Erlebnisse geführt. Immer wieder Neuem zu begegnen, neue Erfahrungen zu machen, auf Menschen zu treffen, die ich sonst nicht getroffen hätte, machen mein Leben unglaublich reich. Ich fühle mich lebendig und erfüllt.

Warum das auch noch?

Neuem zu begegnen, ist oft sehr anstrengend. Wenn ich mitten drin stecke, hadere ich auch gerne mit mir selber, warum ich mir das auch noch aufgehalst habe.

Wirklich einschätzen kann ich es aber erst, wenn ich dem Neuen begegnet bin, es erlebt und durchlebt habe. Manches brauche ich kein zweites Mal. Aber das weiß ich erst hinterher. Meistens schaue ich im Nachhinein auf die Zeit zurück und stelle fest, dass ich es nicht hätte missen wollen.

Aktives Vertrauen

Anders als früher lasse ich mich nicht mehr einfach in meinem Lebensfluss treiben und fühle mich den Strömungen ausgesetzt. Es ist mehr so, dass ich aktiv auf dem Wasser unterwegs bin. Ich entscheide, ob ich schneller vorankommen möchte, oder etwas mehr Ruhe brauche. Ich bin Gestalterin meines Lebens.

Das, was ich mir gerade wünsche oder brauche, ist leider nicht immer im Einklang mit meinem Lebensfluss. Manchmal geschehen Dinge, die ich mir so nicht ausgesucht hätte. In der Zeit, in der ich alles kontrollieren und planen wollte, ist meine Kraft in diesen Zeiten für das Hadern draufgegangen. Ich habe gegen das, was schon da war, gekämpft und versucht, das alte festzuhalten, obwohl es gehen wollte.

Heute bin ich getragen von dem Vertrauen, dass ich genau dorthin getragen werden, wo ich etwas bewirken kann. So habe ich die Kraft frei, dem Neuen zu begegnen.

Lebendig und voller Fülle

Die Lebendigkeit, die ich erlebe, möchte ich nicht mehr missen. Mein Leben hat so viel mehr Fülle und Tiefe, seit dem ich bereit bin, das Leben geschehen zu lassen. Ich brauche nicht alles zu kontrollieren. Was auch immer das Leben für mich bereit hält, ich versuche im Vertrauen auf meinen Lebensfluss zu bleiben. Ich fließe mit dem Strom und finde heraus, wohin der Fluss fließt.

 

Findest auch du heraus, wohin dein Fluss fließt?
Lässt du dich von deinem Lebensfluss tragen?

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Fluss, Sonnenuntergang, Silhouette @ newsanek (pixabay CC-0)

1 Kommentar

  1. Andrea Werner

    Liebe Anne, wieder ein so wunderbarer Text von Dir ,danke.
    Ich hadere auch gerade, warum mich mein Lebensfluss immer ins viele allein sein führt.
    nachdenklich machen mich Deine Worte, wer ich tief im Innern bin und was ich will.
    Dir eine schöne Adventszeit
    Liebe Grüße Andrea

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