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Alles hat seine Zeit

Lesezeit: 3 Minuten

Letzte Woche

Letzte Woche beim Yoga haben wir etwas gemacht, was ich vor zehn Jahren regelmäßig gemacht habe. Das war keine Yoga Asana (so heißen die Körperhaltungen), es war auch keine Atemtechnik, die beim Yoga wichtig sind. Wir haben gemeinsam ein Mantra gesungen.

Irgendwie komisch

Im ersten Moment habe ich kurz gezögert. Hier singen? Ist das nicht irgendwie komisch? Wir sind doch hier, um Yoga zu machen und nicht um zu singen. Doch dann habe ich mich an die Zeit erinnert, als ich regelmäßig Mantren gesungen habe. Da war nie etwas komisch. Vielleicht, weil wir uns zum Singen und nicht zum Yoga getroffen haben.

Innere Bilder

Mit dem Singen sind ganz viele Bilder und Erinnerungen an die Zeit damals hochgekommen. Es war eine sehr besondere Zeit. Auf der Suche nach mir selber habe ich vieles ausprobiert. Ich war malen, habe mit Yoga angefangen und war eben auch regelmäßig zum Chanting. Gemeinsam mit anderen Mantren oder Lieder mit positiven Texten zu meist recht einfachen Melodien zu singen, war für mich eine wunderbare Erfahrung.

Verbunden

Im Singen habe ich viel Verbundenheit gespürt. Ich fühlte mich verbunden mit mir selber, den anderen im Raum und dem ganzen Universum. Das ist ein „normaler Effekt“, denn im Singen muss ich verbunden atmen. Ich mache also keine Pause zwischen Ein- und Ausatmen. Die Zwerchfell-Atmung wird aktiviert und diese führt zur Entspannung. Und im gemeinsamen Singen tritt diese Verbundenheit ein.

Jahresstart

In der Zeit bin ich zwei Jahre hintereinander alleine zum Silvester-Chanting gegangen. Ich kannte außer Brigitte Schmitz, mit der wir gesungen haben, niemanden. Und dennoch waren diese Übergänge ins neue Jahr mit die schönsten, die ich jemals erlebt habe. Völlig verbunden im gemeinsamen Singen eines Hallelujas, war der Jahresbeginn voller Wärme, Verbundenheit und Zuversicht.

Warum

Im Yoga-Studio letzte Woche habe ich mich kurz gefragt, warum ich nicht mehr zum Chanten gehe oder ob ich wieder damit anfangen möchte. Und dann kam in mir eine Antwort hoch: Alles hat seine Zeit. Die Zeit beim Singen war wunderbar, das Gefühl der Verbundenheit hat mein Herz genährt und ich war mit mir und der Welt im Reinen. Und heute stehe ich an einem anderen Punkt in meinem Leben.

Anderes ist wichtiger

Ich erlebe viel Verbundenheit, fühle mich zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Vielleicht brauche ich die extra Portion Wärme und Verbundenheit nicht mehr, die damals mein Leben bereichert hat. Vielleicht ist momentan auch einfach anderes wichtiger. Anders als damals habe ich eine glückliche Partnerschaft, ich habe zwei Jobs, die mich erfüllen, meine Aufgabe mit Mut-zur-Stille und meine Meditationsabende.

Es ist vorbei

Es fühlt sich richtig an, dass die Zeit des Mantrensingens vorbei ist. Jetzt ist anderes wichtig und bekommt Raum in meinem Leben. Diese Erkenntnis mag banal klingen, aber hat mir in dem Moment im Yoga Studio unglaublich gutgetan. Es war ein Hauch Wehmut da, weil es eine intensive Zeit war, die vorbei ist, und so nicht wieder kommen wird. Und gleich nach der Wehmut durchflutete mich eine große Welle Dankbarkeit. Ich bin sehr dankbar, über die Erfahrungen und Erinnerungen an diese Zeit. Diese trage ich im Herzen.

Bewusst machen

Wozu kannst du heute sagen „es hatte seine Zeit“ und diese Zeit ist vorbei? Was hat in deinem Leben früher eine wichtige Rolle gespielt, aber ist in deinem Leben jetzt nicht mehr wichtig?

Sich das noch einmal bewusst zu machen, ist Wertschätzung für den eigenen Weg. Du bewegst dich ständig weiter. Veränderung ist die einzige Konstante in deinem Leben. In Zeiten, in denen sich vieles verändert, was du vermeintlich nicht kontrollieren kannst, kann die Veränderung manchmal Angst machen.

Nicht linear

Wir leben gerade in einer Zeit, die nicht mehr linear verläuft. Es gibt Brüche und Veränderungen, die plötzlich von heute auf Morgen alles verändern. Sei es die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine. Auch Situationen, die nach und nach immer sichtbarer werden, können Veränderung erforderlich machen, wie z.B. die Klima-Katastrophe oder das Erstarken der Rechten Kräfte, die die Demokratie gefährden.

Einfache Lösungen

In diesen herausfordernden Zeiten zu leben, kann dazu verführen, sich möglichst einfache Lösungen zu wünschen und am Alten festzuhalten. Für komplexe Probleme und Herausforderungen gibt es jedoch keine einfachen Lösungen. Wer das verspricht ist ein Lügner und verfolgt andere Ziele, als es vordergründig scheint. Und Probleme der Zukunft löst man nur sehr selten mit altem Verhalten, das z.T. erst zu diesen Problemen geführt hat.

Zuversicht und Dankbarkeit

Sich bewusst zu machen, mein Leben war schon immer Veränderung, in meinem Leben steht nichts still, kann dir Zuversicht geben. Auch zukünftige Veränderungen sind machbar. Und zu spüren, alles hat seine Zeit, kann helfen, neuen Zeiten entgegenzugehen. Die Dankbarkeit für das, was war, die Erinnerungen und inneren Bilder, bleiben. Und geben Kraft, für das Neue, was auch immer kommen möchte.

Für welche Zeiten in deinem Leben bist du jetzt gerade dankbar?

 

Danke fürs Lesen.

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Zeit, Wecker, Alt @ Monoar_CGI_Artist (pixabay CC-0)

2 Kommentare

  1. Gabriele Wilhelm-Eckerle

    Danke für diese Gedanken heute früh! Ja die einzige Konstante ist meine Veränderung!
    Alles ist unsicherer! Gerade überwiegt meine tiefe Dankbarkeit für mein Leben, jetzt hier und die Vorfreude für alles, was noch kommt!
    In der Hoffnung gehe ich weiter!

    • Anne Poger

      Liebe Gabriele,
      vielen Dank für deine Rückmeldung. Mit der Dankbarkeit und Hoffnung hast du starke Begleiter auf deinem Weg.
      Alles Liebe für dich und danke für deine Worte.
      Anne

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