Wertvoll
Beim letzten Meditationsabend bei meinem Meditationslehrer Peter Michael Diekmann ging es in der Einstiegsmeditation um die Momente im Leben, in denen mir bewusst geworden ist, wie wertvoll das Leben ist. In mir sind sofort Bilder mit meiner Familie aufgestiegen: als meine Schwester die Diagnose Brustkrebs bekam, der Moment als sie 2 1/2 Jahre zuvor ein Baby adoptiert hat und ich das erste Mal an der Wiege stand, und natürlich die Zeit, als das Leben meines Vaters sich dem Ende zuneigte und er gestorben ist.
Anfang …
Wie jemand anderes zur Einstiegsfrage sagte, spürt man den Wert des Lebens insbesondere am Anfang und Ende des Lebens. Die Geburt eines Babys und die erste Zeit in seinem Leben fühlen sich oft an, wie ein kleines Wunder. Auf einmal ist dort ein kleiner Mensch. Alles ist da, und das ganze Leben liegt vor diesem Baby. Das Wunder des Lebens wird so greifbar und berührt mich immer wieder, wenn ich es in meinem Umfeld erlebe.
… und Ende
Wie zerbrechlich dieses Wunder ist, ist mir besonders deutlich geworden, als meine Schwester die schwere Diagnose bekommen hat. Auf einmal war da ein riesiges „Stoppschild“ in ihrem Leben. Nichts war mehr selbstverständlich.
Und besonders offensichtlich wird der Wert des Lebens, wenn ein Leben sich dem Ende zuneigt. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich so viel Zeit mit meinem Vater hatte. Er ist 86 Jahre alt geworden. Mein Kopf kann das einordnen und sehen, dass er ein langes und auch recht gesundes Leben hatte. Und dennoch wollte ich ihn nicht loslassen. Ich habe geweint, gehadert und geflucht. Kein Kind soll seine Eltern verlieren. Auch wenn ich natürlich schon lange erwachsen bin, wollte das Kind in mir seinen Papa nicht verlieren. Das Leben ist so wertvoll.
Doch
Ich kann mir gut vorstellen, dass du ähnliche Erfahrungen gemacht hast, wenn das Leben dir begegnet, in dem Moment, wenn es gerade beginnt, oder wenn es sich dem Ende zuneigt. Gerade dann ist so sehr spürbar, wie wertvoll das Leben ist.
Doch was ist mit der Zeit dazwischen? Wie steht es um den Wert des Lebens zwischen Beginn und Ende? Verliert das Leben in der Mitte an Wert? Oder woran liegt es, dass viel weniger spürbar zu sein scheint, was für ein Wunder das Leben ist?
Berührt
Diese Fragen kann ich nicht mit dem Kopf beantworten. Mein Kopf sagt, das Leben ist immer gleich wertvoll. Aber ich nehme es dennoch anders wahr. Die Antwort finde ich viel mehr in meinem Herzen.
Die Momente am Anfang und am Ende des Lebens sind so berührend. Meine Gefühle sind intensiv und tief. Und berührt von tiefen Gefühlen, komme ich in Kontakt mit dem Geheimnis des Lebens. Ich werde berührt von der Liebe und der Lebendigkeit des Lebens.
Im Trubel des Alltags scheinen die tiefen Gefühle verloren zu gehen. Alles ist viel zu voll, zu schnell und zu fordernd. Doch auch in der Routine will unser Herz berührt werden.
Anbindung
Es braucht nicht immer den überwältigenden Sturm der Gefühle, wie er zu Beginn und am Ende des Lebens ist. Mein und dein Herz brauchen immer wieder diese Anbindung daran, wie wertvoll das Leben ist. Die Liebe und Verbundenheit mit dem Leben brauchen wir wie die Luft zum Atmen.
Wie spürst du diese Verbundenheit? Wie bindest du dich an die Lebendigkeit des Lebens an?
Lebendig
Es gab Zeiten in meinem Leben, da hatte ich vergessen, was es heißt, mich lebendig zu fühlen. Auf meinem Weg zurück zur Leichtigkeit und Verbundenheit mit dem Leben, habe ich vieles ausprobiert. Und ich habe entdeckt, dass es so viele Möglichkeiten gibt, mich lebendig zu fühlen. Für mich ist es ganz eng verknüpft mit einem Gefühl der Verbundenheit. Immer dann, wenn ich spüre, ich bin Teil eines großen Ganzen, ich bin Teil des Zaubers Leben, spüre ich wie wertvoll das Leben ist.
Das war eine Zeitlang, wenn ich gemalt habe oder beim Yoga. Momentan erlebe ich es im Kontakt mit der Natur, wenn ich blühende Blumen bei uns im Garten sehe, wenn ein Eichhörnchenkind bei uns Nüsse für den Winter sammelt. Und vor allem erlebe ich es im Kontakt und der Arbeit mit Menschen. Gerade während der Meditationsabende spüre ich diese Verbundenheit und tauche ein in die Liebe zum Leben.
Dein Weg
In welchen Situationen fühlst du dich lebendig? Wann spürst du Verbundenheit mit etwas Größerem?
An den Anfang deines Lebens erinnerst du dich wahrscheinlich nicht mehr. Vielleicht hast du Kinder und hast den Zauber und die Tiefe, die im Beginn des Lebens liegt, erlebt. Es kann sein, dass du Menschen verloren hast, die dir wichtig sind und dort die Liebe gespürt hast, in der Trauer und im Loslassen.
Aber was ist mit dem Leben in der Mitte? Wie spürst du das Leben jetzt?
Jetzt
Wenn du schon weißt, wie du die Lebendigkeit des Lebens spürst, dann bleib dran. Dann fülle dein Leben mit Liebe und Lebendigkeit. Wenn du deinen Weg hin zur Verbundenheit und Lebendigkeit noch nicht wieder gefunden hast, dann lade ich dich ein: Erinnere dich einmal daran, was du als Kind gerne gemacht hast. Was hast du als Kind geliebt und konntest dich darin verlieren? Vielleicht ist jetzt die Zeit, genau das wieder zu tun.
Eventuell kam dir beim Lesen aber auch ein Impuls, was du schon immer ausprobieren wolltest. Dann nutze diesen Impuls für den ersten Schritt.
Es ist dein Leben. Und die Mitte des Lebens ist jetzt. Lade die Lebendigkeit ein und schaffe Raum für die Liebe und Verbundenheit.
Wenn dein Leben nicht jetzt stattfindet, wann dann?
Danke fürs Lesen.
Bildnachweis für diesen Beitrag: Baby, Vater, Sonne @ StockSnap (pixabay CC-0)