Menü Schließen

Worte oder Taten

Lesezeit: 3 Minuten

Seit langem

Vor einigen Wochen war ich das erste Mal seit langen in einem Gottesdienst. Wir sind für das Jahresgedenken von meinem Papa zusammengekommen. Das Evangelium war das Gleichnis von den ungleichen Söhnen. Gleichnisse mochte ich als Kind schon gerne. Die Texte waren wie Geschichten. Als Kind verstand ich nicht unbedingt immer die Botschaft dahinter, aber ich mochte die Bilder, in denen die Texte sprachen.

Die ungleichen Söhne

Im Gleichnis der ungleichen Söhne geht es um einen Mann, der zwei Söhne hat. Er fordert den ersten Sohn auf, dass dieser im Weinberg arbeiten solle. Sein Sohn stimmt zu, ging aber nicht zum Weinberg. Also wendet er sich an seinen zweiten Sohn mit der gleichen Aufforderung. Dieser antworte, dass er nicht im Weinberg arbeiten wolle. Später bereut er diese Antwort und geht doch und arbeitet im Weinberg.

Welcher Sohn hat den Willen des Vaters erfüllt?

Ja und nein

Der eine Sohn sagt ja, handelt aber nicht danach. Der andere Sohn sagt nein, und widerspricht damit seinem Vater offen. Zur damaligen Zeit war das sicher ein Affront und eine Frechheit, die die Zuhörer gegen den zweiten Sohn aufbrachte. Die Antwort der Zuhörer damals war: Der erste Sohn hat den Willen des Vaters erfüllt. Aber hat er das?

Impuls

Während der Predigt über das Gleichnis fielen mir die Worte ein „Machen ist wie reden, nur krasser“. Denn genau diesen Impuls hatte das Gleichnis für mich. Beide Söhne sagen etwas. Der eine sagt das, was sein Gegenüber hören will. Aber er handelt nicht gemäß seiner Worte. Er sagt Worte, die rückwirkend keine Bedeutung haben. Denn er lässt seinen Worte keine Taten folgen.

Das passiert mir hin und wieder auch. Ich rede darüber, was ich gerne machen würde. Innerlich höre ich Sätze wie „ich müsste mich aktiv gegen den wachsenden Rechtsruck engagieren“. Oder ich sage „ich muss mehr Menschen überzeugen, dass die Klimakatastrophe real ist und wir nur noch wenig Zeit haben, noch Schlimmeres zu verhindern.“ Aber lasse ich Taten folgen?

Kein Unterschied?

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen große Themen und Probleme im Außen liegen, ist das Gefühl der Hilflosigkeit allgegenwärtig. Was kann ich alleine schon erreichen? Es macht keinen Unterschied, ob ich etwas unternehme oder nicht. Die Probleme sind so riesig, dass es auf mich nicht ankommt. Ich kann nichts bewegen.

Kennst du Gedanken wie diese?

Zeitreise

Und ich sage: Doch! Es macht einen Unterschied. Du kannst etwas erreichen. In Filmen oder Serien wird das Thema der Zeitreise immer wieder mal aufgegriffen. Und eine der wichtigsten Regeln bei der Zeitreise ist: Du darfst in der Vergangenheit nichts, wirklich gar nichts verändern, da du nicht weißt, welche Auswirkungen das auf die Zukunft hätte.

Die Annahme ist also, dass eine kleine Veränderung in der Vergangenheit zu einer völlig anderen Zukunft führen könnte. Wenn du hierzu innerlich nickst, frage ich dich: Und warum sollte dein Handeln heute nicht auch etwas in der Zukunft verändern? Das, was du tust, mag noch so klein sein, aber es kann Auswirkungen haben, die du heute nicht sehen kannst.

Handeln statt reden

Seit etwas mehr als einer Woche sterben in Israel Menschen. Ich halte das kaum aus. Momentan weigere ich mich Nachrichten zu sehen, zu hören oder zu lesen. Ich will diese Bilder nicht sehen. Und gleichzeitig bin ich so tief betroffen, dass noch mehr Krieg und Leid in dieser Welt ist. Auch hier fühle ich mich hilflos und weiß nicht, was ich tun könnte. Wie kann ich alleine etwas gegen Krieg machen?

Und dann sehe ich so wunderbare Aktionen, wie die von Sina Bez. Sie hat einen Laden und Onlineshop für Postkarten. Dort hat sie die Aktion „Ein Licht für Israel“ angestoßen. In Zusammenarbeit mit einigen Künstler:innen und ihrer Druckerei hat sie Karten mit Sondermotiven in ihren Shop aufgenommen. Jede Karte kostet nur 50 Cent. Darin enthalten ist eine Spende für den Kindergarten St. Charles in Jerusalem. Die Idee ist, dass wir mit diesen (und natürlich anderen Karten) ein Licht aus dem Herzen verschenken. Mit Herzensworten an andere Menschen können wir so einen Gegenpol gegen den Hass und die Gewalt setzen.

Taten statt Worte

Werden die Kampfhandlungen in Israel durch die Postkarten aufhören? Nein, das erwartet keiner. Aber mit Worten aus dem Herzen, die wir einem anderen Menschen schicken, geben wir etwas mehr Licht und Liebe in diese Welt. Und die Liebe ist die Antwort. Immer.

Aber Liebe im eigenen Herzen zu haben, reicht nicht. Es müssen Tagen folgen. Diese wunderbare Postkartenaktion lädt uns ein, ins Tun zu kommen. Was zählt, sind Taten, nicht Worte.

Oder wie es mir in der Kirche in den Sinn kam: Machen ist wie reden, nur krasser.

Also lass uns krass werden. Lass uns machen!

 

Was machst du heute, um ein kleines bisschen mehr Licht und Liebe in die Welt zu bringen?

 

Danke fürs Lesen

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Schatten, Baum, Mauer @ GidonPico (pixabay CC-0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert