Stimmt nicht
Die Überschrift stimmt ja gar nicht. Ich habe ganz oft nicht die Wahl. Es passieren im Außen Dinge, die ich so nicht möchte. Menschen, die mir wichtig sind, werden krank oder sterben. Es gibt ein Erdbeben, dass unfassbares Leid über tausende Familien bringt. Die Klimakatastrophe wird immer offensichtlicher, doch so viele Menschen schauen noch immer nicht hin. Ich könnte die Liste noch sehr lange weiter führen, was im Außen gerade Schlimmes geschieht. Nichts davon würde ich so wählen. Und auf nichts davon habe ich einen Einfluss, der sich so anfühlt, als würde sich durch mein Tun etwas ändern.
Stimmt doch
Auch wenn ich nicht verhindern kann, dass etwas geschieht, was ich so nicht wählen würde, habe ich dennoch die Wahl. Ich habe nicht die Wahl, was passiert. Aber ich habe die Wahl, wie ich damit umgehe. Wie begegne ich dem Menschen, der eine schlimme Diagnose bekommen hat? Ziehe ich mich zurück, weil ich nicht weiß, wie ich die schwierige Situation ansprechen soll? Oder höre ich hin, biete an, da zu sein? Frage „was brauchst du gerade?“.
Das sind oft keine leichten Gespräche. Ich bereue bis heute, dass ich meine Freundin Petra damals nicht gefragt habe, wovor sie Angst hat. Mir fehlten die Worte, als sie sagte „ich habe Angst, hier nicht mehr rauszukommen.“ Ich hatte die Wahl und hadere noch heute, wie ich gewählt habe. Ich hatte Sorge, dass Petra Recht haben könnte. Es ging ihr so schnell schlechter. Das konnte doch nicht sein? Was hätte ich sagen können, um ihr Trost oder Zuversicht zu geben?
Der Hader ist leiser geworden. Doch erlebe ich ihn immer wieder. Ich verstricke mich in meinem „so soll es nicht sein. Es soll anders sein!“. Doch wo führt das hin?
Was jetzt da ist
Für viele Menschen heißt Meditation Abstand bekommen. In der Meditation gehe ich auf Distanz zu meinen Verstrickungen und meinen Gefühlen. Ich möchte Abstand zur Situation bekommen, von Außen auf meine eigene Situation schauen. Damit entferne ich mich jedoch von mir selber. Denn das, was jetzt da ist, ist mein Leben! Mein Leben ist genau das Chaos, genau die Emotion, das Auf und Ab meiner Gefühle. Warum sollte ich mich von meinem eigenen Leben distanzieren? Warum sollte ich dazu Abstand brauchen?
Ja, das ist anstrengend. Intensive Gefühle können körperlich so erschöpfend sein, wie einen ganzen Garten umzugraben. Als es meinem Vater kurz vor seinem Tod nicht gut ging und als er dann gestorben ist, war ich so erschöpft. Mein Fokus war voll und ganz auf die Intensität der Gefühle ausgerichtet.
Um nichts in der Welt
Heute weiß ich genau: Um nichts in der Welt hätte ich dazu Abstand haben wollen. Denn das würde heißen, ich nehme Abstand von der Liebe! Denn nichts anderes sind die Sorgen um einen Menschen, der mir wichtig ist. Nichts anderes ist die Traurigkeit, wenn ein geliebter Mensch stirbt oder mich anders verlässt. Auch das ist die Liebe. Warum sollte ich Abstand zur Liebe wollen?
Manchmal ist das, was jetzt in deinem Leben ist, nicht das, was du gewählt hättest. Manchmal passiert im Außen etwas, das du so nicht möchtest. Und doch ist es da. All dein Hadern und dagegen kämpfen verändert nichts daran, wie es ist. Im Kämpfen und Hadern kommst du keinen Zentimeter voran. Das einzige, was geschieht ist, dass du deine Energie verlierst.
Die Frage
Im Hader drehe ich mich immer wieder um die eine Frage „warum?“. Warum muss das ihr passieren? Warum ist das so? Und mit dem Warum drehe ich mich immer nur im Kreis. Das Warum führt zu nichts. Es gibt keine Antwort darauf. Auch „wer weiß, wofür es gut ist“, ist keine Antwort. Wofür soll es gut sein, dass ein geliebter Mensch stirbt?
Die wirklich wichtige Frage ist eine andere. Das Warum führt mich in den Hader und weg von meiner Kraft. Die Frage, dich mich wieder in meine Kraft bringt, lautet: Was kann ich machen?
Als Petra gestorben ist, war das für mich ein Weckruf, das zu machen, was mein Herz erfüllt. Ihr Sterben hat mich durch meine Ausbildung zur Reiki- und Meditationslehrerin begleitet. Sie konnte ihren Herzenstraum nicht mehr erfüllen. Sie hat Motivtorten gebacken, selber Schokolade hergestellt und wollte Backkurse für Kinder geben. Das alles konnte sie nicht mehr machen. Aber ich bin hier. Ich bin in meinem Leben und kann meinen Traum lebendig werden lassen. Und das mache ich mit Mut-zur-Stille, mit Meditationsabenden, mit einer Arbeit, die mein Herz erfüllt. Ich habe auf die Frage, eine Antwort gefunden.
Viel öfter
Denn viel öfter als wir denken, haben wir die Wahl. Jeden Tag kann ich neu entscheiden, was ich mache, wie ich den Tag gestalte. Ja, es gibt Grenzen. Ja, nicht jeder kann einfach seinen Job hinschmeißen und neu anfangen. Aber jeder kann wählen, was er oder sie in sein Leben einladen möchte. Jeder kann entscheiden, wie er die Welt ein kleines bisschen besser machen kann. Manchmal mögen es nur ganz kleine Dinge sein. Aber manchmal macht das, was für mich ein Herzenstraum ist, für andere den Unterschied.
Fülle und Erfüllung
Meine Arbeit als Reiki- und Meditationslehrerin ist für mich der Weg zu einem erfüllten Leben. Ich mache das für mich. Wenn ich mit meinen Texten Menschen berühre, geht mein Herz auf. Wenn Menschen eine Anregung oder einen Impuls bekommen, z.B. während eines Meditationsabends, ist das für mich ein großes Geschenk. Diese Chance zu nutzen, dass ich vielleicht für den einen oder die andere einen Unterschied mache, erfüllt mich. Und damit erschaffe ich mir ein Leben in Fülle. Denn das ist es, was ich leben und erleben möchte. Und darauf möchte ich am Ende meines Lebens zurück schauen: auf ein erfülltes Leben.
Dein Leben – deine Wahl
Womit füllst du dein Leben? Was lädst du in dein Leben ein? Sind es Freude, Verbundenheit und Freundlichkeit? Oder Streit, Neid oder Missgunst? Womit umgibst du dich? Welche Inhalte konsumierst du? Welche Menschen umgeben dich?
Du kannst in deinem Leben viel, viel mehr gestalten, als du vielleicht denkst. Du hast die Wahl, ob du konsumierst oder gestaltest. Lebst du in der nehmenden oder in der gebenden Richtung?
Wenn du magst, halte einmal inne, und spüre hin, welche Bilder oder welche Gefühle gerade hochkommen. Vielleicht ist ein Impuls dabei, in welche Richtung du dein Leben verändern möchtest? Denn du hast die Wahl!
Bildnachweis für diesen Beitrag: Weichen stellen, Entscheidung, Gleise @ danielkirsch (pixabay CC-0)