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Einer dieser Tage

Lesezeit: 3 Minuten

Was vor mir liegt

Letzte Woche Freitag war mal wieder einer dieser Tage. Lange nicht mehr hatte ich diesen Druck morgens, dass ich das, was vor mir liegt, nicht schaffen werde. Es gab so viel zu tun. Die Zeit würde nicht reichen. Ich war nicht gut genug, um das, was an stand zu meistern. Wie sollte ich diesen Tag schaffen?

Start in den Tag

So wie fast jeden morgen startete ich mit einer Meditation in den Tag. Ein Teil meines Rituals ist es mit geschlossenen Augen aufrecht zu stehen, die rechte Hand an mein Herz zu legen und im Inneren den Satz zu wiederholen „dieser Tag erfüllt mein Leben“. In der Vergangenheit hatte dieses Ritual mir schon oft durch schwere Tage geholfen. Auch dieser Tag, den ich mir anders wünsche, der aber so ist wie er ist, ist Teil meines Lebens. An diesem Tag hat mir die Meditation keine Leichtigkeit gebracht, der Druck blieb.

Mein Druck

Was war es, was mir den Druck gemacht hat? In dem Moment als der Druck in mir immer größer wurde, hätte ich sicher gesagt: Die Aufgaben, die vor mir lagen, machen mir den Druck. Aber damit hätte ich mich selber beschwindelt. Denn dieser Druck ist ein alter Bekannter, den ich schon sehr, sehr lange kenne. Es ist der Druck, den ich mir selber mache. Es sind die Gedanken und Glaubenssätze, die in so einem Moment wieder laut werden:

  • „Ich muss gut sein, damit ich akzeptiert bin“
  • „Ich muss leisten, um geliebt zu werden“
  • „Ich schaff’ das nicht, weil ich nicht gut genug bin“

Verwunderung und Freude

Mit ein paar Tagen Abstand schaue ich ein bisschen verwundert auf den Start in den Tag. Diese oder ähnliche Gedanken waren früher regelmäßige Begleiter in meinem Leben. Ich war getrieben von einem inneren Druck. Ich habe gekämpft und geleistet und meine Bedürfnisse stets hinten angestellt, damit ich funktioniere. Und letzte Woche waren die Gefühle, dass ich nicht genüge, dass ich heute endgültig scheitern werde, wieder da.

Und neben der Verwunderung entsteht eine Freude. Ich freue mich darüber, dass diese so vertrauten Gedanken und Gefühle sich lange Zeit nicht gezeigt hatten. Erst in dem Moment, als ich den Tag wie einen Berg vor mir hatte, den ich nie und nimmer schaffen kann, waren die alten Glaubenssätze wieder da. Aber so lange hatten sie sich nicht gezeigt. Um das zu erkennen, musste mein innerer Druck sich noch einmal zeigen.

Kurz-Meditation

An dem Tag selber hatte ich diese Freude jedoch noch nicht. Ich wusste, irgendwie musst du diesen Tag schaffen. Ich habe mich auf eine Kurz-Meditation besonnen, die mir schon so oft geholfen hat. Ich habe einfach nur geatmet. Für eine Zeit habe ich nichts anderes gemacht, als auf meinen Atem zu achten. Ich hatte kein Mantra im Kopf, habe keine besondere Haltung eingenommen. Ich habe nur geatmet. Es gab in dem Moment nichts zu tun. Ich musste nichts leisten. Ich musste nichts richtig machen. Ich durfte einfach sein.

Während ich geatmet habe, kamen kleine Erinnerungen und Bilder von vergangenen Herausforderungen, die ich gemeistert habe. Ich habe nichts aktiv visualisiert. In mir stiegen Gefühle auf, die ich hatte, wenn mir etwas gelungen ist. Ich war stolz auf das, was ich alles schon erreicht und geschafft habe.

Aufgeben

Diese Bilder und Gefühle stärkten mich in dem Moment. Und mir wurde klar, was mich in der Vergangenheit stets durch diese Tage getragen hat: Ich habe aufgegeben. Ich habe mich der Situation ergeben. Es ist jetzt so, ich muss da jetzt durch. Und irgendwie wird dieser Tag vorübergehen. Ich habe schon andere Herausforderungen gemeistert, also werde ich diesen Tag auch irgendwie schaffen.

Der Fokus verschob sich von dem Blick auf den Druck, es gut zu machen, hin zu dem, was es zu tun galt. Indem ich einfach angefangen habe, bin ich nicht länger vor der Situation weggelaufen, sondern ich bin mitten rein gegangen.

Nur der Atem zählt

Kennst du auch diese Momenten, in denen sich alte Glaubenssätze auf einmal erneut zeigen? Was hilft dir in dieser Situation?

Die Kurz-Meditation, in der nur mein Atem zählt, hat mir schon oft geholfen. Im Ausatmen konnte ich den Druck loslassen, im Einatmen konnte Klarheit oder etwas Leichtigkeit in mit einströmen. Wenn der Kopf zur Ruhe kommt, können innere Bilder aufsteigen.

Das Gefühl, wie viel ich schon geschafft habe, in mir zu spüren, ist viel stärker als mir vom Kopf her zu sagen: Du hast schon ganz anderes geschafft. Sich innerlich mit dem Gefühl einer Erinnerung zu verbinden ist ein viel stärkerer Anker, als mit dem Kopf zurück in diesen Moment zu gehen.

Welche Erinnerung und welches Gefühl?

Welche Erinnerung aus deiner Vergangenheit könnte dir in einer momentanen Herausforderung helfen? Welches Gefühl würde dich jetzt im Moment gerade stärken?

Wenn du magst, nimm diese Impulse einfach mal mit und schließ für einige Atemzüge deine Augen. Atme einfach ein und aus. Es gibt nichts zu tun. Es muss nichts geschehen. Du musst jetzt nichts leisten oder richtig machen. Achte nur auf deinen Atem, wie er von alleine kommt und geht.

Und vielleicht fließt mit dem Einatmen ein Impuls, ein Gefühl oder eine Erinnerung in dich, die dich unterstütze und dir für den heutigen Tage hilft. Und vielleicht löst sich mit dem Ausatmen etwas von dem Druck, von der Sorge, von deinen Bedenken oder der Last, die du spürst.

Und wenn nichts passiert, ist das in Ordnung. Dann hast du für einige Momente dein Atmen wertgeschätzt.

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Blumen, Morgen, Wiese @ T-P-G (pixabay CC-0)

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