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Gute Wünsche

Lesezeit: 3 Minuten

Für andere

Zum Jahreswechsel habe ich vielen Menschen liebe Wünsche geschickt. Ich mag es, den Menschen persönliche kleine Wünsche zu schicken. Meist fließen die Worte aus meinem Herzen, so wie sie für mein Gegenüber hoffentlich gerade passend sind. Vielleicht formulieren meine Wünsch etwas, was der oder die andere gerade braucht und spürt, dass er/sie dabei nicht alleine ist.

Für uns alle

In den letzten Tagen habe ich hin gespürt, was wir alle gerade vielleicht gebrauchen können. Ich erlebe eine Welt, in der die Gesellschaft eher auseinander driftet, als sich gemeinsam den großen Herausforderungen der Zeit zu stellen. Und das Wort, das mir dazu in den Sinn kam, war: Respekt! Wir alle brauchen Respekt. Wenn wir uns gegenseitig als Mensch respektierten, wäre vieles weniger schwer.

Auf Augenhöhe

Im anderen einen ebenbürtigen Menschen zu sehen und ihn oder sie entsprechend zu behandeln, brächte so viel mehr Wertschätzung und Miteinander in die Welt. Wir würden andere nicht als Gegner oder Feinde sehen, sondern erkennen, dass wir alle miteinander verbunden sind. Egal, wie viel uns im Außen zu trennen scheint.

Hier gebe ich dir ein Beispiel, wo mir der Respekt anderen gegenüber in gehörten oder gelesenen Äußerungen fehlt. Ein Mensch, der Bürgergeld empfängt, wird oft als sozial schwach, asozial oder auch Sozialschmarotzer (oder Schlimmeres) bezeichnet. Dabei ist er arm und braucht Unterstützung. Es ist ein Mensch, der vom Staat unterstützt wird, weil er es selber momentan nicht schafft, für sich zu sorgen. Vielleicht ist er oder sie krank, versorgt ein Kind oder kranke Angehörige. Mit den oben geschriebenen Bezeichnungen werte ich diesen Menschen ab. Aber niemand ist diesen Menschen überlegen oder ein besserer Mensch.

Respekt gegenüber Minderheiten

„Den Wert einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht.“ So ähnlich hat Gustav Heinemann es formuliert.

Statt Empfänger von Bürgergeld könnte ich auch Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund, Homosexuelle, Veganer oder andere Minderheiten als Beispiel wählen. Auch über sie wird oft wenig respektvoll geredet. Und damit meine ich nicht nur die Politiker, die in den letzten Monaten versuchen sich in geschmacklosen Stammtischparolen gegenseitig zu überbieten. Sondern ich meine auch Menschen in meiner Familie, Nachbarn, Arbeitskollegen und auch mich und dich.

Auch ich

Auch mir gelingt es nicht immer, mich anderen Menschen gegenüber respektvoll und wertschätzend zu verhalten. Meistens sind es Gedanken oder im kleinen Kreis ausgesprochene Worte. Zielen Politiker oft darauf ab, Feindbilder aufzubauen, um einen Grund und somit vermeintlich einfache Lösung für die aktuellen Probleme zu liefern, sind es bei mir eher Menschen, mit einem anderen Weltbild, denen ich es gegenüber an Respekt mangeln lasse.

Ein Beispiel: Ein Nachbar von uns hat sich einen Dodge Ram gekauft, den er in den nächsten Tagen abholen kann. Ein Auto, das so groß und unsinnig ist, dass ich schon beim Gedanken daran die Magensäure in meinem Bauch blubbern höre. Die Welt kollabiert in der Klimakatastrophe und er kauft sich ein Auto, dass mehr als 15 l Benzin auf 100 km verbrennt. Meine Gedanken zur Größe seiner Genitalien sind nicht jugendfrei. Und: Sie sind ebenfalls respektlos ihm gegenüber.

Ein Unterschied

Und gleichzeitig spüre und sehe ich deutlich, dass zwischen dem Abwerten von Minderheiten und dem lächerlich Machen von Menschen, die ein anderes Weltbild haben als ich (weil sie z.B. die Klimakatastrophe und ihren Beitrag dazu nicht sehen wollen), ein Unterschied ist. Aber beides ist nicht in Ordnung.

Der Unterschied ist jedoch: Mein Nachbar kann sich wehren, wenn ich ihn vor der versammelten Nachbarschaft fragen würde, wie groß seine Potenzprobleme seien, wenn er so ein Auto fahren muss. Wir stünden uns gegenüber und ich müsste mich seiner Antwort und berechtigten Gegenwehr gegen die Verunglimpfung stellen.

Menschen in Armut, die Bürgergeld empfangen, haben jedoch keine Lobby. Nach unten zu treten war schon immer einfacher als auf Augenhöhe konstruktiv und differenziert zu kritisieren. Und Stammtischparolen von Populisten weiterzutragen, um sich nicht mit der Komplexität von Problemen und deren Ursachen auseinandersetzen zu müssen, wird auch außerhalb der Stammtische immer mehr akzeptiert.

Meine Stimme

Und genau hier werde ich in 2024 für mich etwas verändern: Ich werde aufstehen und meine Stimme erheben. Wenn Menschen abschätzig über Minderheiten sprechen, darf ich nicht still bleiben und das Thema wechseln. Ich bleibe bei diesem Beispiel, es gibt jedoch noch viele weitere Themen, bei denen ich Gesagtes nicht stehen lassen möchte.

Wenn der Klügere stets nachgibt, regieren die Dummen! Das ist die Kurzversion des Toleranzparadoxons von Karl Popper. Wenn ich jede (Meinungs-)Äußerung toleriere, werden die Stimmen der Intoleranten immer lauter. Und die Toleranten erlauben damit indirekt, dass die Intoleranten die Toleranz am Ende abschaffen. So wie es z.B. in Deutschland während des Dritten Reiches geschehen ist.

Mein Neujahrsvorsatz

Konstruktiv Aussagen zu hinterfragen, Menschen auf ihre Aussage anzusprechen und zum Reflektieren einzuladen, wird mir sehr schwerfallen. Ich bin sehr Harmonie-liebend. Konflikte kann ich sehr schlecht aushalten. Und viel zu oft, geht mir (innerlich) der Hut hoch, als dass ich sachlich und konstruktiv Aussagen infrage stellen kann.

Und dennoch ist das mein einziger Neujahrsvorsatz. Ich werde nicht still sein.

Meinem Nachbarn werde ich natürlich nichts von meinen Gedanken sagen. Aber ich werde mir überlegen, wie ich meine Sicht so formulieren kann, dass er eingeladen ist, die Welt und sein Handeln für einen Moment durch meine Brille zu sehen.

„Es ist nicht meine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur meine Schuld, wenn sie so bleibt.“

Mit dieser Anlehnung an das Lied der Ärzte „Deine Schuld“ frage ich dich: Was wirst du in 2024 tun, damit die Welt ein besserer Ort wird?

 

Danke fürs Lesen.

 

Wenn du magst, findest du hier das Video zum Lied von den Ärzten:

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Wunderkerze, Wünsche, Funken @ Pexels (pixabay CC-0)

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