Schlafen
Seit längerem schlafe ich nicht mehr so gut. Angefangen hat es, als mein Vater im Sterben lag. Mein Kopf wollte gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Und auch tagsüber war ich ganz kribbelig und unruhig. Eine sehr nette Apothekerin hatte einen Rat und ein pflanzliches Mittel für mich. Damit konnte ich wieder herrlich schlafen.
Das Alter
Scheinbar bin ich jetzt in einem Alter, in dem das ein oder andere Zipperlein kommt. Seit September habe ich Sodbrennen und warte sehnsüchtig auf den Termin für die Magenspiegelung. Ich möchte hier nicht über meine Beschwerden lamentieren, aber mir ist in den letzten Tagen etwas klar geworden, das ich gerne mit dir teilen möchte. Um auszuschließen, dass das Sodbrennen von meinen Abendtabletten kommt, lasse ich diese seit einigen Tagen weg. Wie erwartet schlafe ich daher nicht mehr so gut.
Neue Routine
Um dennoch gut einschlafen zu können, habe ich meine Routine abends verändert. Meistens lese ich vor dem Einschlafen noch ein bisschen. Oder ich schaue Koch- oder Backvideos an. Das lässt meinen Kopf so schön zur Ruhe kommen. Das rede ich mir zumindest ein. Aber eigentlich mache ich nur wieder weiter mit dem, was ich den ganzen Tag schon mache: Ich konsumiere Bilder und Geschichten anderer Menschen und darüber schlafe ich schlussendlich ein.
Immer neue Bilder
Ich weiß, dass ich mit immer neuen Bildern meinem Kopf nicht helfe, abends herunterzukommen. Eigentlich mache ich sogar genau das Gegenteil. Mit dem Wissen, wie gerädert ich am nächsten Morgen bin, wenn ich nachts nicht gut schlafe, setze ich mich Abends nun hin und meditiere. Ich habe keine feste Routine, sondern beobachte meine Gedanken oder konzentriere mich auf meinen Atem. Manchmal atme ich bewusst aus. Das heißt, ich lege meine Aufmerksamkeit nur auf das Ausatmen. Das Einatmen passiert von alleine, also atme ich abends einfach nur aus.
Bewusst
Dabei ist mir bewusst geworden: Ich atme viel zu wenig aus. Über Tag atme ich natürlich, ohne ständig darüber nachzudenken. Ich atme so, wie ich es brauche. Aber im übertragenen Sinne, atme ich viel mehr ein, als aus. Ich bekomme über den Tag verteilt so viele Bilder und Input. All das ist eine Art des Einatmens. Ich habe viel Energie und bin tagsüber viel in Bewegung. Auch das passt eher zur aktivierenden Energie des Einatmens.
Zur Ruhe kommen
Aber wann komme ich zur Ruhe? Wann atme ich aus? Im Schreiben atme ich aus. Im Schreiben fließen meine inneren Bilder nach außen. Nachdem ich einen Artikel geschrieben habe, fühle ich mich meist sehr entspannt und erfüllt. Es ist ein Fließen und leert meinen Kopf auf angenehme und paradoxerweise erfüllende Art. Im Ausatmen erlebe ich Fülle. Da ich nur ein oder zweimal die Woche einen Artikel schreibe, fehlen mir die Zeiten des Ausatmens.
Balance
Und wie so oft merke ich, dass es auch hier wieder darum geht, in Balance zu kommen. Ausatmen, loslassen, zur Ruhe kommen tun mir gerade sehr gut. Und genauso genieße ich es, aktiv zu sein, Input zu bekommen, also „einzuatmen“. Beides muss ausgewogen sein. Das gilt auch für Menschen, denen es schwerfällt, aktiv zu werden. Ihnen fehlt die Energie des Einatmens.
Atmen
Achte ich bei der Meditation vor allem auf das Einatmen, gebe dem Einatmen z.B. mehr Zeit als dem Ausatmen, so aktiviere ich meinen Körper. Ich sammle Kraft und Energie. Umgekehrt komme ich zur Ruhe, wenn ich mir mehr Zeit für das Ausatmen nehme. Langsam und bewusst lasse ich die Luft aus meiner Nase oder dem Mund strömen. Und das schöne für mich ist dabei: In der Verbindung mit meinem Atem, wird mein Kopf ruhiger. Mein Gedankenkarussel wird langsamer und ich komme allmählich zur Ruhe.
Ausgeglichen
Einatmen und Ausatmen. Wir brauchen beides, um unseren Körper mit genug Sauerstoff zu versorgen. Doch auch im übertragenen Sinn brauchen wir beides. Nur wenn es mir gelingt, in Balance zwischen Aktivität und echter Ruhephase zu kommen, bin ich wirklich ausgeglichen. Und mit echten Ruhephasen meine ich Zeiten ohne neuen Input, ohne neue Bilder von außen. Also kein Social Media, keine Serie und auch kein Buch. Einfach sein. Wer mich kennt, weiß, wie schwer mir das fällt. Umso mehr genieße ich mein neues Abendritual und hoffe, dass ich nicht so schnell wieder in meine alten Gewohnheiten verfalle.
Wie?
Wie ist es bei dir? Bist du in Balance zwischen Einatmen und Ausatmen in deinem Leben? Oder fehlt dir die Aktivität und Energie, weil du zu wenig einatmest, dir zu wenig neue Impulse suchst? Vielleicht geht es dir auch ähnlich wie mir und du hast viel Energie, aber auch viele Bilder und Input, sodass du und dein Kopf nicht zur Ruhe kommen.
Wirken lassen
Lass diesen Impuls mal in dir wirken. Vielleicht hast du sofort eine Idee, was dir guttun würde, um wieder mehr Balance zu bekommen. Vielleicht magst du dich mit diesem Impuls auch einfach einige Minuten zurückziehen und deinen Atem beobachten. Dein Körper weiß, was er braucht. Schaue nach Innen und höre auf das, was dein Geist und dein Kopf brauchen.
Und dann atme ein oder atme aus. Hol dir die Energie für deine nächsten Schritte oder komm zur Ruhe und lass los und atme aus.
Danke fürs Lesen
Bildnachweis für diesen Beitrag: Ausatmen, Luftblasen, Wasser @ artjoao (pixabay CC-0)