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Vergiss nicht, zu blühen

Lesezeit: 4 Minuten

Erwachen

Es ist endlich Frühling. Die Natur erwacht. Erste Blumen blühen, Sträucher bekommen frische grüne Blätter und die ersten Insekten fliegen in der schon wärmenden Sonne.

Der Natur ist egal, was gerade in der Welt passiert. Sie folgt im Moment ihrem Auftrag: wachsen! Alles in der Natur folgt einem Rhythmus aus wachsen, blühen, Früchte tragen und zurück ziehen. Und wenn ich rausgehe, sehe ich, wie nach der Ruhephase alles wieder beginnt zu wachsen.

Rhythmus des Lebens

Dieser Rhythmus gilt für alles, was lebt. Also auch für uns. Aber nicht alle Phasen sind beliebt. Manchen werden sogar ganz übersprungen oder verneint, weil wir den Kontakt zum Rhythmus des Lebens verloren haben.

Wachsen

Viele von uns legen vor allem auf die erste Phase viel Wert, das Wachsen. Und oft ist es wie eine Befreiung, wenn durch innere Arbeit sich endlich die eigenen Potenziale entfalten können. Auch das ist eine Art des Erwachens. So war es zumindest bei mir. Nach Jahren der Anpassung kam ich an einen Punkt, an dem mir klar wurde: Das kann noch nicht alles gewesen sein. Da muss es noch mehr geben.

Mein Leben fühlte sich an, als würde es mich leben, statt umgekehrt. Ich fühlte mich als Opfer der Umstände. Aber alle machten es doch so. Am Montag freute ich mich auf das Wochenende und am Wochenende wartete ich auf den nächsten Urlaub. Es ist nichts verkehrt daran, sich auf das Wochenende oder den Urlaub zu freuen. Aber wenn sich die Zeit dazwischen so anfühlt, dass sie nicht zum eigenen Leben gehört, ist es vielleicht Zeit für einen Wechsel der Blickrichtung.

Phasen des Wachstums sind aufregend und oft anstrengend. Das alte Leben passt nicht mehr, Veränderung geschieht und doch bin ich noch nicht angekommen. Für diese Zeiten im Leben brauchst du Mut und Vertrauen: Den Mut, immer wieder Neues zu wagen. Und das Vertrauen in das Leben selber. Vertraue darauf, dass der Fluss des Lebens dich an die Stellen tragen wird, an denen Veränderung möglich ist. Und dann ergreife die Chance, wenn sie sich dir bietet.

Blühen

Diese Phase des Blühens vergessen viele Menschen. Sie wagen nicht, sich mit all ihren Potenzialen und Fähigkeiten zu zeigen. Sie trauen sich nicht, nach Außen zu tragen, was im Inneren ist. Denn genau das ist blühen. Zeige, was in dir steckt. Wage deine Talente zu leben und schäme dich nicht deiner Tränen. Alles, was in dir ist, ist wertvoll und darf nach Außen getragen werden. Das Leichte und das Schwere. Denn beides zusammen macht dich zu einem ganzen Menschen.

Hindernisse, die das Blühen verhindern, sind oft inneren Sätze wie „stell dich nicht so in den Mittelpunkt“, „du bist nicht gut genug“ oder „du kannst das nicht“. Kleine Kinder haben oft wenig Scheu, sich so zu zeigen, wie sie sind. Sie tragen ihre Freude und ihre Traurigkeit nach Außen. Sie berichten stolz, dass sie nun Fahrrad fahren können, und zeigen ihr schönstes selbst gemaltes Bild. Davon können wir lernen, denn genau das haben wir oft verlernt. Stolz darauf zu sein, was wir erreicht haben. Die Freude nach Außen zu tragen, wenn wir das tun, was unser Herz tanzen lässt.

Früchte tragen

Wer nach dem Wachstum wagt, sich zu zeigen und zu blühen, und bei seinem Projekt oder seiner Herzensangelegenheit dran bleibt, dessen Geduld und Engagement wird Früchte tragen. Wenn es dein tiefer Wunsch ist, ein Instrument zu lernen, dann ist es nötig, dass du übst. Nur mit Begeisterung und Talent wird es dir wahrscheinlich nicht gelingen, deinen Traum wahr werden zu lassen. Es heißt Ausdauer und Durchhaltevermögen an den Tag zu legen, damit dein Projekt ins Leben kommt und lebendig bleibt.

Auch das wagen viele Menschen nicht. Sie scheuen die Verpflichtung, die sie eingehen. Lieber schön eine Tür offen lassen. Man muss sich doch nicht gleich festlegen. Wer weiß, was noch anderes kommt. Wenn ich in dieser Komfortzone geblieben wäre, wäre es nichts mit einem eigenen Blog geworden. Und ich bin verdammt froh, dass ich die Komfortzone verlassen habe und jede Woche einen Artikel schreibe. Denn das ist mein Herzensprojekt, bei dem ich durchhalte und das Früchte trägt. Meine Meditationsabende habe ich in den letzten Monaten jedoch nicht vorangetrieben. Hier bin in der Komfortzone stehen geblieben und habe ich mir die Tür offen gelassen.

Bist du ein lieber-die-Türe-offen-lassen-Typ oder wagst du es dein Projekt wirklich anzugehen? Wovon träumst du? Was möchtest du in der Welt bewegen? Wie willst du die Kreativität, die in dir ist, zur Blüte bringen und sie Früchte tragen lassen?

Ruhephase

Und auch die Ruhe gehört zum Leben dazu. Innerlich wirklich zur Ruhe kommen, gelingt mir oft nur sehr schwer. Es gibt Phasen, da gelingt es mir fast gar nicht. Da brauche ich ein Hörspiel zum Einschlafen, weil die Gedanken innerlich Karussell fahren und mich vom Schlafen abhalten. Und dann vergeht die Phase der inneren Unruhe wieder und ich werde stiller und ruhiger. Und aus dieser Ruhe entsteht oft eine Kraft, die mich neue Projekte angehen lässt oder alte Projekte neu denken lässt.

Ich merke, dass es mir fehlt, Meditationsabende zu geben. Mir fehlt es, Menschen zu ermutigen, bei sich hinzuschauen und in Kontakt mit sich selber zu kommen. Und ich weiß auch, dass es okay war, mir diese Ruhepause zu gönnen. Im September ist mein Papa gestorben. Die Zeit vorher und nachher war keine leichte Zeit. Die Trauer saß erst wie eine Wolke über mir. Dann kam und ging sie in unerwarteten Wellen. Tränen kamen und gingen. Vielleicht brauchte ich die Zeit für mich. Vielleicht ist das aber auch nur eine prima Ausrede, dass ich in der Komfortzone verharrt bin. Aber jetzt ist die Kraft und die Freude wieder da. Ich freue mich auf den nächsten Meditationsabend am Dienstag, 26. April. Und ich freue mich auf das neue Konzept (über das ich hier in einem anderen Artikel schreiben werde).

Der Kreis

Und so schließt sich der Kreis und nun steht wieder Wachstum an. Manchmal passiert auch alles gleichzeitig, Wachstum wechselt sich mit Blühen und einem kurzen Durchschnaufen ab. Auch in der Phase der Trauer bin ich gewachsen. Und habe versucht zur Ruhe zu kommen, indem ich mich etwas zurückgezogen habe.

Unser Rhythmus ist nicht so gleichmäßig, wie der der Natur. Das braucht es auch nicht. Aber es ist wichtig, den Zyklus ganz zu durchleben. Wenn ich immer nur auf das Wachstum schaue, ohne zu blühen und Früchte zu tragen, verpasse ich wichtige Teile des Lebens. Wer von einer Ausbildung zum nächsten Seminar weiter auf der Suche ist, scheut vielleicht einfach noch immer das Blühen.

Du bist gut, so wie du bist! Du darfst blühen. Zeige dich, und was in dir steckt. Traue dich, du selber zu sein. Und genieße es. Erlebe die Freude und Leichtigkeit des Lebens und deines Tuns. Denn im Tun bist du wahrhaft lebendig.

Vergiss nicht zu blühen! Denn nur, wenn du blühst, kannst du Früchte tragen.

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Blume, Blühen, Lilie © Bessi (pixabay CC-0)

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