Rückblick
Das Jahr neigt sich dem Ende. Weihnachtsmarktbesuche, Weihnachtsfeiern und gemütliche Stunden zu Hause mit selbstgebackenen Plätzchen und einer leckeren Tasse Tee stehen für mich auf dem Programm. Und genauso gehört für mich dazu, auf das sich neigende Jahr zurückzuschauen.
Was habe ich in diesem Jahr erlebt? Wer ist mir begegnet? Von wem habe ich mich vielleicht verabschiedet?
Was dich berührt
Wie in jedem Jahr waren diese Fragen Teil der Einleitung beim letzten Meditationsabend letzte Woche. Ich habe meine Teilnehmer:innen eingeladen, auf das Jahr zurückzuschauen. Aber der Rückblick war nicht im Kopf, sondern es war ein Rückblick mit dem Herzen. Denn wenn wir auf das schauen, was bleibt, ist es stets das, was uns berührt hat.
Und die wichtigste Frage zu Beginn des Abends lautete: Wie ist dir in diesem Jahr die Liebe begegnet?
Viele Momente
Schaue ich selber auf das Jahr zurück, fallen mir sehr viele, vor allem kleine Momente ein, in denen mir die Liebe begegnet ist. Diese sind so vielfältig und unterschiedlich, dass mir beim Schreiben das Herz noch einmal ganz warm wird.
Tränen der Freude
So bleiben wir zum Beispiel die Tränen meiner Schwester in Erinnerung, als ich ihr zu ihrem 60. Geburtstag eine Sissi-Torte selber gebacken habe. Viele, viele Jahre haben wir einmal im Jahr ein Sissi-Wochenende gemacht und alle drei Filme geschaut, sodass wir viele Textstellen auswendig mitsprechen konnten.
Sorgen
Ebenso fällt mir ein, wie viele Sorgen ich mir gemacht habe, als mein Mann vor einigen Tagen krank im Bett lag. Die ersten Tage war er so schlapp und musste so viel Husten, dass auch ich schlecht schlief, obwohl er in einem anderen Zimmer hustete. Sich Sorgen zu machen ist sicher nicht die schönste Art, wie die Liebe sich zeigt. Aber genau das ist es: Ich möchte, dass es ihm gut geht, weil er mir wichtig ist. Und das beschäftigt mein Herz und lässt meinen Kopf grübeln, was alles passieren könnte.
Gemeinsame Zeit
Auch die Sätze von zwei Freunden kommt mir in den Sinn, die beide am gleichen Abend zu mir sagten: „Lass uns im nächsten Jahr öfter etwas zusammen unternehmen. Das hat mir dieses Jahr gefehlt.“ Zeit mit Freundinnen und Freunden ist etwas, das mein Herz wärmt und mich berührt.
Erinnerungen
Während eines Jahres bin ich immer wieder gestresst oder ärgere mich über Dinge, die passieren oder nicht passieren. Komischerweise fallen mir in der Rückschau auf das Jahr diese Begebenheiten oft nicht ein. Im Rückblick scheinen sie nicht mehr wichtig zu sein. Es ist ein normaler psychologischer Vorgang, dass unser Unterbewusstsein sich lieber an schöne Erlebnisse erinnert.
Jede Begegnung
Vielleicht ist das so, weil wir uns instinktiv auf das fokussieren, was bleibt. Jede Begegnung und jedes Erlebnis hat das Potenzial mein Herz zu berühren. Und das, was mich berührt, ist mir nahe.
Das sind nicht immer nur angenehme Erinnerungen. Auch Streit, Trennung, Krankheit oder Tod berühren mich – sehr sogar. Und auch das bleibt mir von einem Jahr im Gedächtnis. Denn auch in diesen Momenten spüre ich sie oft sehr stark, die Liebe:
- im Schmerz, von meinem Partner im Streit nicht wirklich gesehen und verstanden zu werden,
- der Verlust eines Partners oder einer wichtigen Freundin, wenn die Wege sich trennen, lässt mich spüren, was ich verliere,
- ist ein Mensch krank, der mir wichtig ist, kommt die Angst, ihn oder sie zu verlieren,
- und der Tod, der mich von dem Menschen trennt.
Lass es zu
Menschen, die tiefen Schmerz erfahren haben, versuchen manchmal ihr Herz zu verschließen. Diesen furchtbaren Schmerz, z.B. über den Verlust eines Menschen, wollen sie nie wieder spüren. Aber wer sein Herz verschließt, verliert. Er verliert den Kontakt zur Liebe.
Nur wenn ich zulasse, berührt zu werden, kann ich der Essenz des Lebens begegnen: der Liebe! Und ein Leben ohne Liebe ist ein verlorenes Leben.
Nimm dir etwas Zeit
Wenn du magst, dann nimm dir in den nächsten Tagen etwas Zeit für dich und stell dir die Frage, was vom vergehenden Jahr bleibt: Wie ist dir die Liebe begegnet?
Sorge dafür, dass du einige Minuten ungestört bist. Schließe deine Augen und dann lass die Bilder in deinem Herzen aufsteigen. Und auch, wenn mit den Bildern der Liebe vielleicht einige Tränen aufsteigen lassen, lass dein Herz offen.
Die Liebe verbindet dich mit allem, was war und ist.
Die Liebe tröstet und heilt.
Die Liebe bleibt.
Danke fürs Lesen.
Bildnachweis: Herz, Liebe, Kreide @ Jamez Picard (CC0 by unsplash)