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Zufrieden unzufrieden

Durch eine dicke Eisfläche geht ein Riss.
Lesezeit: 2 Minuten

Kontroverse

Vor einigen Tagen habe ich einen (online) Workshop geleitet, bei dem wir lange über die Aufforderung diskutiert haben: „Wir bleiben unzufrieden.“ In der Gruppe gingen die Meinungen sehr stark auseinander. Mit Unzufriedenheit haben die meisten etwas Negatives assoziiert und haben sich in diesem Satz nicht wiedergefunden.

Im Einklang

Ich finde es grundsätzlich sehr wichtig, Zufriedenheit zu spüren. Das ist ein Zeichen, ganz im Jetzt verbunden zu sein. Nichts muss anders sein. Ich bin im Einklang mit dem, was ist. Ich schaue nicht auf den Mangel, sondern nehme an, was ist. Vor diesem Workshop hätte ich zu Unzufriedenheit „nein Danke“ gesagt.

Und es ist doch etwas dran

Im ersten Impuls hatte ich den Satz während des Workshops gut gefunden. Wenn wir immer nur zufrieden sind mit dem, was ist, wie können wir uns dann weiter entwickeln? Braucht es nicht eine gewisse Unzufriedenheit, um nicht im Status Quo stecken zu bleiben? Wer stets zufrieden ist, droht bequem zu werden. Neue Ideen verlieren ihren Reiz.

Und gleichzeitig konnte ich die ablehnende Sicht ebenso verstehen. Wenn ich immer nur unzufrieden bin, wie kann ich jemals ankommen? Wie kann ich mich wohlfühlen in meinem Leben, wenn ich nie zufrieden bin?

Es braucht also beides. Es gilt im Leben zufrieden unzufrieden zu sein.

Im Widerspruch ankommen

Ist das nicht ein Widerspruch? Ja und nein. Die Momente, in denen alles passt, will ich genießen. Ich möchte mich im Einklang fühlen, mit dem, was ist. Und doch möchte ich nicht bequem werden und in der Komfortzone verharren.

Wenn ich immer nur zufrieden bin und immer nur auf das schaue, dass alles gut ist, verpasse ich die Chancen zu verändern. Bin ich jedoch immer nur unzufrieden, vergesse ich die Momente zu genießen. Ich nehme gar nicht mehr wahr, dass im Moment alles in Ordnung ist, so wie es ist.

Unzufriedenheit annehmen

Diese Sicht hilft mir auch dabei, weniger zu hadern. In Phasen, in denen ich unzufrieden bin, habe ich bisher oft damit gehadert, dass ich gerade nicht im Einklang bin. Ich habe den Blick stets auf das, was fehlt, gerichtet. Wenn ich Zufriedenheit als Maß aller Dinge und einen herzustellenden „Normalzustand“ ansehe, scheint die Unzufriedenheit möglichst schnell überwunden werden zu müssen.

Hat Unzufriedenheit aber auch einen Wert, darf ich diese annehmen. Aus Unzufriedenheit kann etwas erwachsen, was ich in der Zufriedenheit nie angestrebt hätte. Also warum nicht einfach mal unzufrieden sein?

Was ich ändern kann

Allerdings ist Unzufriedenheit nur dann produktiv, wenn es sich auf etwas richtet, was ich selber verändern kann. Bin ich unzufrieden mit einer Situation, auf die ich keinerlei Einfluss habe, kann mich diese Unzufriedenheit auffressen.

Den Unterschied zu erkennen, ist manchmal gar nicht so einfach. Doch ich kann viel öfter etwas ändern, als ich vermute. Auch wenn ich an der eigentlichen Situation vielleicht nicht direkt etwas verändern kann, gibt es in meinem Leben immer etwas, das ich ändern kann. Was ist meine Routine? Wie starte ich zum Beispiel in den Tag? Oder wie beende ich den Tag? Es klingt unwichtig, aber hier etwas zu verändern, kann sehr viel bewirken.

In meiner Routine liegt viel, was zu mehr Zufriedenheit beitragen kann. Meine Tage werden anders verlaufen, wenn ich mir z.B. jeden Morgen 15 Minuten Zeit für mich nehme, in denen ich meditiere oder Sport mache. Ich starte den Tag anders, mit diesem Erlebnis im Rücken. Der wichtigst Aspekt ist jedoch, dass mir wieder bewusst wird, dass ich Gestalter bin. Ich bin meiner Lebenssituation nie vollständig ausgeliefert, sondern ich kann immer etwas verändern, sei es noch so klein.

Nutze den Impuls

Wie ist es bei dir? Bist du gerade zufrieden oder bist du unzufrieden? Vielleicht bist du auch beides gleichzeitig. Vielleicht gibt es Aspekte in deinem Leben, mit denen du ganz im Reinen bist. Und es gibt andere Aspekte, mit denen du sehr unzufrieden bist. Dann nutze den Impuls und werde aktiv. Verharre nicht in der Unzufriedenheit, sondern nimm sie als Antrieb.

Nur, wenn wir uns immer wieder bewegen, hinterfragen und neu erfinden können wir ankommen im zufrieden unzufrieden sein.

 

Bildnachweis: Eis, Schweizerisch, Kunst @ denunzioedoardorugby (pixabay CC-0)

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