Von der Aufschieberitis
Kennst du das? Du hast etwas zu tun und schiebst das Anfangen vor dir her?
Was ich alles anderes Wichtiges zu tun habe, bis ich mich zu der eigentlichen Aufgabe aufraffe, ist schon erstaunlich. Manchmal glaube ich, ich bekomme nur dann etwas geschafft, wenn der Termin wirklich dringend wird. Scheinbar brauche ich den Druck, damit ich in die Gänge komme. Die Zeit bis ich mich endlich aufraffe, fülle ich mit Aufschieben oder mit dem Fachbegriff Prokrastination genannt. Mein innerer Schweinehund verführt mich immer wieder, dass ich entweder die Zeit vertrödel – gerne mit Social Media – oder vermeintlich wichtige Dinge im Haushalt mache.
Von einem Bestseller des Mittelalters lernen
Vor einigen Tagen habe ich über das Stunden-Buch gelesen, im Lateinischen Horarium genannt. Dieses Stunden-Buch war über viele Jahrhunderte eines der meistgelesenen Bücher. In diesem Buch sind verschiedene Gebete nach Tageszeiten aufgeführt. Es ist quasi ein Stundenplan für das Beten. Was hat dieses Buch mit meinem Aufschieben zu tun?
Das Geheimnis des Wann und Was
Was das Stunden-Buch für die Menschen früherer Zeiten lieferte, kann heute ein Schlüssel sein, um ins Tun zu kommen. Das Buch sagte sehr klar, was die Person wann tun sollte. Und diese zwei Faktoren sind entscheidend, um Gewohnheiten zu formen. Mein Gehirn muss genau wissen, was es wann tun soll.
- Wenn ich mir ganz fest vornehme, joggen zu gehen, ist das was klar. Fehlt mir das wann, bleibt es bei dem Vorsatz. Ich hänge wieder im Aufschieben.
- Nehme ich mir vor, nach der Arbeit Sport zu machen, ist das wann festgelegt. Aber weil das was nicht klar ist, komme ich auch hier nicht in die Gänge.
Gescheiterte Vorhaben
Pläne und Vorhaben scheitern oft daran, dass ich sie zu wenig konkret ausgestalte. Ich habe eine Vorstellung davon, was ich tun möchte. Einen Zeitpunkt, wann ich es mache, lege ich jedoch nicht fest. Ebenso habe ich oft einen schweren Start, wenn ich mir zwar eine Uhrzeit festlege, wann ich mich an den Schreibtisch setze, aber nicht festlege, mit was ich genau starte. So sitze ich oft am Schreibtisch und starte erste einmal mit … Du ahnst es schon: mit Prokrastinieren.
Daran scheitern Pläne oft: einer der zwei Faktoren fehlt. Wenn das was oder das wann fehlen, sind dem Aufschieben Tür und Tor geöffnet.
Mein eigener Handlungsplan gegen das Aufschieben
Wenn ich das erkannt habe, kann ich mich nun selber unterstützen. Ich brauche jemanden, der mir sagt, was ich wann zu tun habe. Dafür brauche ich kein Stunden-Buch, ich kann mir selber meinen Stunden- oder Handlungsplan machen. Egal, ob es um die Arbeit an meinem Projekt “Mut zur Stille” oder um den nächsten Meditationsabend geht, es hilft mir, wenn ich für mich eine konkrete Zeit und eine konkrete Handlung festlege. Und wichtig ist, dass ich beides definiere. Je konkreter das was und das wann ist, desto leichter fällt es mir, wirklich ins Tun zu kommen.
Mir selber Routine kreieren
Über den Handlungsplan hinaus kann ich mir eine eigene Routine kreieren. Ich möchte mein Herzensprojekt “Mut zur Stille” weiter entwickeln. Dafür möchte ich regelmäßig daran arbeiten. Neben den Artikeln jeden Montag schreibe ich täglich bei Facebook. Von Peter Michael Diekmann habe ich den Tipp “Mache jeden Tag eine Sache für dein Projekt”. Das hilft mir Maß zu halten und mich nicht mit übertriebenen Zielen selber zu frustrieren, weil ich nicht alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe. Kombiniere ich das nun mit dem Festlegen des konkreten was und wann, dann komme ich meinem Ziel sehr viel näher, weil ich mich tatsächlich aufraffe.
Wo stehst du beim Aufschieben?
Kennst du das Aufschieben auch oder fällt es dir leicht, dich aufzuraffen? Kennst du auch die endlosen inneren Diskussionen mit deinem inneren Schweinehund? Welche Tipps möchtest du mit mir und anderen teilen, wie du in die Gänge kommst?
Ich bin sehr auf deine Rückmeldung und deine Tipps gespannt.
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