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Die verdurstete Kreativität

Lesezeit: 4 Minuten

Es ist zäh

Im Moment gehen mir meine Artikel für Mut-zur-Stille nicht so leicht von der Hand. Mir scheint die Inspiration zu fehlen. Oder ist meine Kreativität womöglich vertrocknet? Ich veröffentliche zwar jeden Montag einen Artikel, lade über einen Newsletter Menschen ein, diesen Artikel zu lesen, und biete jeden Monat einen Meditationsabend an. Aber irgendwie tue ich mich schwer, Kreatives zu erschaffen. Es ist also nicht, dass ich nichts hervorbringe, aber es sprudelt nicht mehr wie früher.

Nutzt sich Kreativität mit der Zeit ab? Ist irgendwann vielleicht zu jedem Thema ein Artikel geschrieben und ein Meditationsabend gemacht?

Darauf läuft es hinaus

Am Ende geht laufen meine Artikel und auch die Botschaften meiner Meditationsabende immer wieder auf die drei großen Themen heraus: Liebe, Vergebung und Verantwortung.

  • Wie kann ich die Liebe zu mir selber spüren? Wie gelingt es mir, mehr Liebe in die Welt zu tragen?
  • Wie gehe ich mit Schuld um? Immer wieder werde ich verletzt. Und immer wieder verletze ich andere oder mich selber.
  • Wie erfülle ich mein Leben? Bin ich bereit, die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen?

Das sind die drei großen Themen der drei Reiki Grade nach dem Dalmanuta Prinzip, wie ich sie bei Peter Michael Dieckmann gemacht habe. Und die Fragen sind heute genauso aktuell wie damals, sodass sich meine Artikel und die Meditationsabende mehr oder weniger stets um diese Themen drehen.

Aber vielleicht ist hier alles aufgeschrieben? Vielleicht gibt es zu den Erkenntnissen und Weisheiten meiner Texte der letzten vier Jahre nichts mehr hinzuzufügen?

Der Faden gerissen

Auch beim Meditieren ist momentan mal wieder der Faden gerissen. Die Gewohnheit ist momentan eingeschlafen. Morgens führt mich mein zweiter Weg nicht mehr in unser Dachzimmer zu meinem Meditationsplatz. Ich bin morgens zu müde und mein Meditationsraum war jetzt lange chaotisch und gar nicht einladend. Beim Schreiben dieser Worte merke ich selber, wie sehr ich eine Ausrede suche. Es gibt keinen wirklichen Grund, dass ich nicht meditiere, außer dass ich es nicht mache.

Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen meiner eingetrockneten Kreativität und dem gerissenen Faden beim Meditieren gibt?

Was es braucht

Was braucht es für Kreativität? Eigentlich nicht viel. Es gilt, die Inspirationsfunken zu nutzen. Ideen für meine Artikel kommen in den unterschiedlichsten Situationen: Manchmal einfach aus dem Nichts, wenn ich unter der Dusche stehe.

Viel öfter kommt die Inspiration aber durch Input, den ich bekomme. Das kann ein Lied sein, ein Zitat, das ich lese, oder ein Gespräch, in dem mir eine Erkenntnis kommt. Damit aus diesem winzigen Funken ein Artikel wird, brauche ich ein offenes Herz. Es ist wichtig, hinzufühlen und hinzuhören. Und vor allem: den Moment nicht einfach verstreichen lassen. Es ist wichtig, den Impuls festzuhalten. Oft notiere ich mir das einfach in mein Handy, dass es nicht verloren geht.

Mehr Input

Die Zeiten, in denen mir die Artikel so aus der Feder geflossen sind, waren vielleicht auch dadurch geprägt, dass ich mich mehr mit den Themen beschäftigt habe. Ich hatte mehr Input. Ich habe mehr Artikel gelesen, vielleicht auch mehr tiefe Gespräche geführt und bin selber zum Meditationsabend gegangen.

Auch habe ich regelmäßig meditiert. Ich habe mir selber also regelmäßig zugehört. Was beschäftigt mich gerade? Was berührt mich? Die eigenen, inneren Bilder einzuladen und kommen zu lassen, gibt Raum, dass aus Input Erkenntnis werden kann. Beides gehört also zusammen.

Berührbar sein

Um Artikel zu schreiben, also Output zu produzieren, brauche ich also Input. Diese Erkenntnis habe ich aus einem Gespräch mit einer lieben Freundin mitgenommen, die dies für ihre Situation so mit mir geteilt hat. Und auch für mich gilt das. Allerdings ist es nicht irgendein Input. Es geht um Themen mit Tiefe. Es ist nötig, dass ich berührbar bin. Denn vor allem bei den Themen, die mich selber sehr berühren, erlebe ich beim Schreiben der Artikel das Gefühl der fließenden Kreativität.

Mittendrin

Wenn ich mich abschotte von dem Leid in der Welt, wenn ich fast nur in meiner kleinen Welt unterwegs bin, wird meine Welt auch immer kleiner. Dabei bin ich umgeben von Unendlichkeit. Und ich bin verbunden mit der Unendlichkeit des Lebens. Ich selber bin Teil davon. Aber das spüre ich nur, wenn ich in Kontakt gehe: In Kontakt mit Menschen, in Kontakt mit mir selber und in Kontakt mit dem Leben selbst.

Immer wieder neue Herausforderungen

Denn das Leben stellt mich immer wieder vor Herausforderungen. Und auch wenn ich in meinen Texten mal weniger, mal mehr auf die drei Themen Liebe, Vergebung und Verantwortung eingehe, stehe ich immer wieder an einer anderen Stelle in meinem Leben. Ich bin immer wieder neu herausgefordert, immer wieder neu berührt.

Vermeintlich komme ich an die gleichen Stellen, die mir schwerfallen, falle in ein Loch, das ich eigentlich schon kenne. Und doch bin ich nicht am gleichen Punkt wie zuvor. Das Leben entwickelt sich wie in einer Spirale nach oben. Ich mag an den gleichen Punkt kommen, der mir schwerfällt, aber ich stehe nicht mehr an der gleichen Stelle.

Alle Worte

Und so sind nie alle Worte geschrieben, es sind nie alle Sätze gesagt. Denn ich bin jedes Mal an einer anderen Stelle, mit einem etwas anderen Blickwinkel. Und auch du stehst heute an einem anderen Punkt als vor drei Jahren. Auch du hast einen anderen Blickwinkel. Und ein Impuls, der dich damals berührt hat, ist heute vielleicht nicht so relevant. Aber heute berührt dich vielleicht ein Gedanke in einem Text, der vor drei Jahren keine Resonanz gehabt hätte, dich aber heute berührt.

Meine Ideen

Ich wurde oft gefragt, woher ich die vielen Ideen für meine Artikel habe. Meistens war die Frage mit einem Nachsatz verbunden, dass die fragende Person das so nicht könne. Was ich darauf geantwortet habe, weiß ich nicht mehr. Das ist auch nicht wichtig. Denn ich bin überzeugt, dass jeder Mensch kreativ ist. Wir verlernen es oft nur im Laufe des Erwachsenwerdens. Malen, Musizieren, Schreiben, Tanzen oder wie auch immer du deine Kreativität auslebst, verliert vermeintlich an Bedeutung.

Deine Kreativität

Viele Menschen meinen als Erwachsene, sie seien nicht kreativ. Kennst du das vielleicht auch? Kreativität ist aber eine Ur-Kraft. Sie geht nicht verloren. Sie ist vielleicht eingerostet und ungeübt. Oder viel mehr fehlt der Mut, sie einfach auszuleben. Beim Leben deiner Kreativität geht es nämlich nicht darum, etwas zu erschaffen, das andere „schön“ finden. Es geht auch nicht darum, sich damit zu messen, etwas besser oder schlechter zu können.

Es geht darum, deine Kreativität auszuleben.
Es geht darum, dass du das nach außen bringst, was in dir ist.
Es geht darum, dass du zum Schöpfer wirst.

Schöpfer sein

Diesen Teil von dir zu zeigen, braucht Mut. Denn wenn du nach außen trägst, was in dir steckt, zeigst du dich vermeintlich verletzlich. Andere könnten über dich lachen. Es könnte ihnen nicht gefallen. Sie könnten dich kritisieren, für das, was du erschaffst. Ja, das könnte sein. Passiert aber viel, viel seltener, als du denkst.

Es könnte nämlich auch passieren, dass du andere ansteckst, wenn du nach außen trägst, was in dir ist. Du könntest als Vorbild für andere Menschen wirken, dass auch sie sich trauen, ihre Kreativität zu zeigen. Und es könnte passieren, dass das, was du erschaffst, dich selber erfüllt.

 

Wie lebst du heute deine Kreativität?
Lässt du es auf einen Versuch ankommen?

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Getrocknet, Risse, Dürre © Gabriela-Motta (pixabay CC-0)

3 Kommentare

  1. Christa Naaf

    Liebe Anne,
    zunächst einmal möchte ich dir danken für deinen Blog, den ich immer gerne lese. Bitte höre nicht auf damit. Das, was du diesmal schreibst, ist mir so vertraut: die Ideen für meinen monatlichen Meditationsabend sprudeln gar nicht und beim eigenen Meditieren ist mein Faden auch gerissen. In den letzten Monaten fühlte ich mich etwas wie im „Winterschlaf“. Letztes Jahr war mein großes Projekt, selbst mit einer Gruppe nach Israel auf eine Meditationsreise zu gehen. Das habe ich geschafft, und es war eine wunderbare Erfahrung. Danach kam eine Corona/Erkältungsphase und seitdem ist irgendwie die Luft raus. Ich werde trotzdem weitermachen, aber es fällt mir schwerer. Es tut gut zu hören, dass es dir auch so geht.
    Wir sind uns nur einmal persönlich begegnet, ich glaube bei einem Reiki-Intensiv Anfang 2020. Vielleicht fehlen mir auch die Intensivseminare und der Austausch mit anderen Dalmanuta-LehrerInnen. Corona hat da doch vieles durcheinandergebracht.
    Deshalb ist mir dein Blog wichtig. Ich brauche den Input von anderen, um selber kreativ sein zu können.
    Also, mach bitte weiter! Ich werde es auch tun.
    Herzliche Grüße
    Christa Naaf

    • Anne Poger

      Liebe Christa,
      vielen lieben Dank für deine wunderbaren Worte. Ich kann das so nachfühlen, was du beschreibst. Dieses Gefühl „es sprudelt nicht mehr“ kenne ich so gut. Zu wissen, dass meine Texte dich inspirieren, wärmt mein Herz und zaubert ein Lächeln auf meine Lippen. Danke für diese Rückmeldung. Und du kannst sicher sein: Ich werde weiter machen! Ein bisschen Gegenwind wird mir die Freude an meinem Herzensprojekt nicht nehmen. Und zu hören, dass meine Texte gelesen werden und Menschen berühren, ist eine zusätzliche Freude. Denn die Freude für mich liegt vor allem im Schreiben. Wenn ich beim Scheiben ins Fließen – den Flow – komme, spüre ich die Freude der gebenden Richtung.
      Ich wünsche dir viele Inspirationen und Input, damit deine Kreativität sprudeln kann.
      Alles Liebe
      Anne

  2. Christa Naaf

    Liebe Anne,
    zunächst einmal möchte ich dir danken für deinen Blog, den ich immer gerne lese. Bitte höre nicht auf damit. Das, was du diesmal schreibst, ist mir so vertraut: die Ideen für meinen monatlichen Meditationsabend sprudeln gar nicht und beim eigenen Meditieren ist mein Faden auch gerissen. In den letzten Monaten fühlte ich mich etwas wie im „Winterschlaf“. Letztes Jahr war mein großes Projekt, selbst mit einer Gruppe nach Israel auf eine Meditationsreise zu gehen. Das habe ich geschafft, und es war eine wunderbare Erfahrung. Danach kam eine Corona/Erkältungsphase und seitdem ist irgendwie die Luft raus. Ich werde trotzdem weitermachen, aber es fällt mir schwerer. Es tut gut zu hören, dass es dir auch so geht.
    Wir sind uns nur einmal persönlich begegnet, ich glaube bei einem Reiki-Intensiv Anfang 2020. Vielleicht fehlen mir auch die Intensivseminare und der Austausch mit anderen Dalmanuta-LehrerInnen. Corona hat da doch vieles durcheinandergebracht.
    Deshalb ist mir dein Blog wichtig. Ich brauche den Input von anderen, um selber kreativ sein zu können.
    Also, mach bitte weiter! Ich werde es auch tun.
    Herzliche Grüße
    Christa Naaf

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