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Du bist der Pilot

Lesezeit: 3 Minuten

Die schlechte Nachricht

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die schlechte Nachricht ist: Die Zeit deines Lebens vergeht wie im Flug. Früher als Teenager oder mit Anfang 20 habe ich über die Sätze meiner Oma oder Großtante gelacht, wenn sie sagten, “wo ist die Zeit nur geblieben?”. Das Leben kam mir unendlich lang vor. Alles lag vor mir.

Nun bin ich Mitte 40, habe viel erlebt, viel erreicht und auch manches verpasst. Wenn ich so alt wie meine Omas werden sollte, stehe ich ungefähr an der Hälfte meines Lebens. Heute verstehe und fühle ich Sätze wie “die Zeit fliegt”.

Melancholie nicht gelebter Träume

Beim Durchschauen alter Fotos auf der Suche nach einem Babyfoto von mir für eine Babyparty, zu der ich eingeladen war, sind mir viele Fotos aus den letzten 45 Jahren in die Hände gefallen. Eine Melancholie überkam mich, meine Eltern jünger und voller Tatendrang zu sehen oder mich an mein Leben vor 20 Jahren zu erinnern, das nun so nicht mehr existiert.

Auch wenn ich mein Leben nicht anders haben möchte, als es jetzt ist, habe ich noch einmal die Träume und Sehnsüchte von damals gespürt und auch den Schmerz darüber, was sich verändert hat und welche Träume sich nicht erfüllt haben.

  • Die Verbindung mit meinen Freunden ist nicht mehr so innig und eng wie sie früher war. Jeder hat sein eigenes Leben, Familie und einen vollen Alltag
  • Ich habe nie eine Zeit im Ausland gelebt, weil ich den Job in der Schweiz damals nicht bekommen habe.
  • Wir haben keine Kinder bekommen können. Dieser Schmerz begleitet mich immer wieder, mal stärker, mal schwächer.

Der Funke bleibt

Mir bewusst zu machen, dass die Zeit vergeht, ja manchmal vorbeizufliegen scheint, lässt für einen Moment das nach oben kommen, was heute anders ist, als ich es mir damals gewünscht habe. Ich möchte die Sehnsüchte und Träume von damals nicht einfach fort wischen mit dem Gedanken, dass ich heute glücklich bin. Denn die Anne von damals lebt in mir fort und ein Funke dieser Träume ebenfalls. Und deswegen ist es in Ordnung zu trauern, um das, was sich verändert hat und um die nicht gelebten Träume.

Nichts Neues

Und gleichzeitig gilt es mich nicht in dieser Melancholie aus der Vergangenheit zu verlieren. Die Vergangenheit hat mir nichts Neues zu erzählen. Mein Leben findet nach vorne und nicht nach hinten gerichtet statt. Meine Vergangenheit hat mich geprägt. Ich wäre heute nicht der Mensch, der ich bin, und nicht an dieser Stelle in meinem Leben, an der ich momentan stehe.

Mein Jetzt

Alles, was geschehen oder nicht geschehen ist, hat mich in dieses Jetzt gebracht. Daher möchte ich die vergangene Zeit ehren und wertschätzen, und nicht verfluchen oder verdammen, weil ich damals vermeintlich etwas versäumt habe zu tun. Meine Vergangenheit gehört zu mir, ebenso wie meine momentane Gegenwart und die noch kommende Zukunft. Das alles macht mich aus. Wichtig ist, den Fokus nicht auf das Gestern oder das Morgen zu legen. Denn die Lebendigkeit begegnet mir nur im Heute, nicht im “damals habe ich …” oder im “bald werde ich …“.

Die gute Nachricht

Zu Beginn habe ich geschrieben, dass ich eine gute und eine schlechte Nachricht habe. Ja, die Zeit fliegt vorbei. Aber die gute Nachricht ist: Du bist der Pilot!

… Du entscheidest, in welche Richtung die Reise deines Lebens geht.
… Du entscheidest, welche Qualitäten in deinem Leben wichtig sind.
… Du entscheidest, auf welche Vergangenheit du in drei oder fünf oder zehn Jahren zurückschauen wirst.

Veränderung ist möglich

Mach dir bewusst: Auch wenn es Umstände in deinem Leben gibt, die du vermeintlich oder tatsächlich nicht ändern kannst, bist du der Pilot in deinem Leben. Und oft ist viel mehr Veränderung möglich, als du es dir momentan vielleicht vorstellen kannst.

Wenn du beginnst oder fortfährst, dein Leben in die eigene Hand zu nehmen, können wunderbare Veränderungen geschehen. Hätte ich mir vor 15 Jahren träumen lassen, dass ich eines Tages Studierende an der Fachhochschule unterrichte? Nein, diese Idee schien passé und nicht erreicht. Doch heute mache ich das.

Lebensfreude und Lebendigkeit

Es müssen nicht immer die großen Schritte sein, die mehr Freude in dein Leben bringen. Manchmal reicht es, dass du dich daran erinnerst, was dir früher Freude gemacht hat. Hast du als Kind gerne gemalt, dann fange an zu malen. Warst du gerne draußen mit dem Fahrrad, dann nimm dir regelmäßig Zeit, in der Natur zu sein. Haben deine Haustiere früher dein Herz erfüllt, dann kümmere dich im Tierheim um Tiere, die dort niemanden haben. Es gibt so viele Möglichkeiten, deine Lebensfreude und Lebendigkeit in dein Leben zu holen, ohne, dass du ins Ausland ziehen musst oder den Job wechselst.

Dein Ja

Denn mit allem, zu dem du Ja sagst, obwohl dein Herz Nein sagt, bestimmst du die Richtung. Und mit allem, zu dem du Ja sagst, weil dein Herz Ja sagt, bestimmst du den Kurs für dein Leben.

Du bist der Pilot. Und egal, ob du ein Einsitzer-Leichtflugzeug oder eine große Transportmaschine fliegst, du bestimmst die Musik im Cockpit.

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Reise, Fliegen, Flugzeug © blende12 (pixabay CC-0)

2 Kommentare

  1. Thies

    Hallo Anne !
    Du hattest mir vor kurzen geantwortet ,es ging um die innere Mauer . Dazu erst mal Herzlichen dank 😉
    Hast mich angesptochen / berührt. Mache weiter so und sollte mal die möglichkeit bestehen eine Vorlesung von dir begleiten zu können dann siche mir bitte den Termin . Wenn es sein soll dann wird es auch geschehen .
    Mache weiter ,

    Herzliche Gruße , Thies

    • Anne Poger

      Lieber Thies,
      das freut mich sehr. Vielen Dank für deine Rückmeldung. Eine „Vorlesung“ gibt es nicht. Ich biete jedoch regelmäßig Meditationsabende an. Momentan ruhen diese, wegen der aktuellen Coronasituation. Aber sobald es wieder möglich ist, findest du hier die nächsten Termine. Herzliche Grüße Anne

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