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Unverhoffte Dankbarkeit

Vier junge Menschen stehen Arm in Arm in einem Feld reifer Ähren.
Lesezeit: 3 Minuten

So ein Ärger

Letzte Woche hatten wir Wasser im Keller. So ein Ärger. Das Wasser lief in Strömen über die Fensterbank auf den Schreibtisch. Oje, was für ein Stress.

Schnell handeln war gefragt. Und das Wunderbare war: Wir hatten super schnell Hilfe. Die Nachbarn kamen mit Eimern und haben tatkräftig unterstützt, den Bereich vor dem Fenster freizuschöpfen. Es war ein Gefühl der Gemeinschaft dort im strömenden Regen die Eimer in der Kette weiterzureichen. Und als mithilfe einer Pumpe, die Freunde von Nachbarn von zu Hause geholt haben, haben wir das Schlimmste verhindern können.

Unterstützung und Hilfe

Bis heute bin ich erfüllt von Dankbarkeit mit welchem Engagement die Nachbarn und uns fast Fremde angepackt. So eine Unterstützung und Hilfe zu bekommen berührt mich sehr.

Die 1,5 Stunden am Dienstagabend waren purer Stress. Es war keine Zeit nachzudenken. Es galt nur von Moment zu Moment zu entscheiden, um Hilfe zu bitten, und für jede Veränderung der Situation eine Lösung zu finden. Ich habe vorher nicht darüber gegrübelt, ich hatte mir keinen Plan zurechtgelegt. Ich hatte mir noch nicht einmal Sorgen gemacht, dass das so passieren könnte. Und doch ist es passiert. Im Moment der Not hatten wir Hilfe und es scheint so, dass alles glimpflich gelaufen ist.

Bringt Grübeln nichts?

Sollte das Sorgen machen und Grübeln womöglich gar nichts bringen? Kann ich mich womöglich gar nicht gegen alle Herausforderungen des Lebens wappnen? Die Fragen sind natürlich ironisch gemeint. Mein Kopf weiß, dass es so ist. Ich kann mich nicht auf alles vorbereiten. Im Leben entstehen Situationen, die ich nicht kommen sehe – im Guten wie im Schlechten. Und das wunderbare ist: Ich darf darauf vertrauen. Ist der Moment da, werde ich eine Idee haben, wie ich reagieren kann.

Einfach

Ich habe nicht nachgedacht, ob ich bei den Nachbarn abends um 21:30 Uhr einfach klingle. Ich habe nicht gezögert oder gegrübelt, ob es okay ist, um Hilfe zu bitten. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, was die anderen denken, ob ich schwach wirke oder ob ich jemandem zur Last falle. Den Nachbarn, die nicht helfen kam, weil auch bei ihnen Wasser in den Keller einzudringen drohte, weil sie kleine Kinder haben oder aus welchem Grund auch immer, bin ich nicht böse oder enttäuscht. Als die Situation da war, war es eigentlich alles ganz einfach.

Alles ist da

Auch in Zukunft werden immer wieder Situationen kommen, die ich nicht habe kommen sehen. Und ich muss mir mögliche Schwierigkeiten vorher nicht schon überlegen. Ich muss nicht auf alles vorbereitet sein. Natürlich darf ich lernen, ich kann mir nun Gedanken machen, wie wir verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.

Aber das Unverhoffte der Situation macht mir noch einmal deutlich: Wir haben alles, was wir im Leben brauchen. Manchmal passieren blöde Dinge. Manchmal erleben wir Verluste und Schmerz. Und doch sind wir, so wie wir sind, ganze Menschen. Es ist alles da, was wir brauchen.

Die Erlaubnis

Ich darf also weniger grübeln und mir weniger Sorgen machen, denn ich kann sowieso nicht alles vorplanen. Oft entwickelt es sich anders, als erwartet. Natürlich kann ich mein Leben planen, mich vorbereiten. Aber ich darf mehr und mehr die Erwartung loslassen, dass ich mein Leben kontrollieren kann. Wer außer mir, kann mir die Erlaubnis geben, diese Erwartung, das Leben kontrollieren zu können, loszulassen.

Ebenso kann nur ich mir gestatten, dass es okay ist, um Hilfe zu bitten: Mein Gegenüber hat immer die Möglichkeit „nein“ zu sagen. Aber nur, wenn ich frage, kann ich Hilfe bekommen.

Der neue Blick

Und wie wunderbar diese Erinnerung und die Gefühle von dem Abend sind. Aus einem Unglück kann etwas Wunderbares entstehen: Unverhoffte Dankbarkeit. Dankbarkeit für Hilfe. Dankbarkeit für Gemeinschaft. Und auch eine große Dankbarkeit, dass ich mir erneut die Erlaubnis gegeben habe, ins Leben zu vertrauen.

Manchmal muss vielleicht etwas Blödes passieren, dass mir das wieder so klar wird.

Du darfst das

Was steht dir im Weg? Was meinst du, steht dir nicht zu? Wovon denkst du, dass es nicht okay ist, wenn du dir das wünscht oder so handelst?

Denn nur du kannst diesen alten Schwur oder das innere Verbot aufheben. Nur du kannst dir die Erlaubnis geben.

Wofür möchtest du dir die Erlaubnis geben? Wenn du einen Impuls verspürst, dann nutze die Gelegenheit und erteile dir genau dafür die Erlaubnis. Es ist okay. Du darfst das!

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Junge Menschen, Gruppe, Freunde © Dimhou (pixabay CC-0)

2 Kommentare

  1. Beatrix Schleimer

    Liebe Anne! Wieder einmal ein Artikel, der mich zutiefst erreicht hat. Schreibe gerade an meinem Vortrag für den nächsten Lehrersonntag. Bin zwischendurch total am Ende gewesen, weil die äußeren Umstände mir gedroht haben: das wird nichts, irgendwas kommt dazwischen, daß du nach Duisburg kommst. Aber mir wird durch deinen Beitrag klar, daß man, wenn man beherzt sein kann und Hilfe annimmt, die von allein kommt, auch annimmt, ohne erst Vertrauen zu prüfen oder den Kopf einzuschalten. Ich hab oft erfahren, daß mir solche Gelegenheiten geboten wurden, oder ich sie anbiete! Wo wäre ich sonst!? Ich bin so dankbar, daß ich diese Gabe in meinem kleinen Köfferchen habe daß mir auf meinen Lebensweg mitgegeben wurde. Danke an dich! Du bist mir zu einer wertvollen Freundin geworden!!

    • Anne Poger

      Liebe Beatrix, ich bin tief berührt, dass mein Artikel für dich so eine starke Bedeutung hat und tatsächlich eine Hilfe in deiner jetzigen Situation sein konnte. Das ist ein wunderbares Geschenk. Ich erlebe deine Rückmeldung hier immer wieder als Geschenk, das mich berührt und mir ein Lächeln auf die Lippen und ins Herz zaubert. Danke, du Liebe, für dein Sein. Ich kann das alles nur zurückgeben. Alles Liebe Anne

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