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Zeiten der Trauer, Zeiten der Freude

Ein Weg im dunklen Wald öffnet sich zur Sonne. Ein Symbolbild für Trauer und Freude.
Lesezeit: 3 Minuten

Die zwei Seiten

Trauer und Freude. Beides gehört zum Leben dazu. Soweit die Theorie. Mein Kopf versteht das und kann das auch erklären. Trauer und Freude sind wie zwei Seiten einer Medaille. Ohne das Dunkle kann das Helle nicht sein. Aber mein Herz sieht das ganz anders.

Wenn du mich fragst, erlebe ich die Zeiten der Freude lieber. Ja, Trauer gehört zum Leben dazu. Okay. Aber jetzt ist doch gut und es können nun wieder angenehmere Zeiten kommen, oder?

Stellst du dich deiner Trauer?

Du kennst die Dunkelheit der Trauer bestimmt auch. Vielleicht ist ein Mensch oder Tier nicht mehr in deinem Leben, obwohl er bzw. es dir sehr wichtig war. Vielleicht gibt es einen Traum, der dich mit Sehnsucht erfüllt, der sich aber nie erfüllen wird. Vielleicht geht eine Lebensphase zu Ende, eine Veränderung tritt ein, die du so nicht möchtest.

Trauer kann aus vielen Situationen heraus entstehen. Menschen, die uns Trauernden begegnen, wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Was sind die richtigen Worte? Dabei gibt es keine richtigen oder falschen Worte. Mitgefühl findet immer den Weg ins Herz.

Aber was ist mit mir und dir? Findest du die richtigen Worte, den richtigen Umgang für dich in der Trauer?

Was braucht dein Herz?

Die Gewissheit, dass nach der Nacht der Tag kommt und nach dem Regen die Sonne, bleibt in meinem Kopf. Sie erreicht aber nicht mein Herz. So verpuffen alle Weisheiten und Kalendersprüche, die ich mir selber sage. Mein Herz steht an einem ganz anderen Punkt. Es braucht Zeit. Es braucht Geduld und Güte. Mein Herz braucht mein unumstößliches Ja.

Es ist okay, dass momentan alles dunkel scheint.
Es ist okay, dass du dünnhäutig bist.
Es ist okay, dass es leichtere und schwerere Tage gibt.

Diese Worte beschreiben das, was mein Herz gerade braucht. Was braucht dein Herz, um sich in seiner Trauer oder seiner Wut oder seiner Hilflosigkeit gesehen zu fühlen? Was brauchst du, um die dunklen Gefühle, die in dir sind annehmen zu können?

Aus dem Nein ein Ja

Denn so lange wir unsere Gefühle nur mit einem “ja aber“ zulassen, bleiben sie an uns kleben wie ein Kaugummi unter der Schuhsohle. Ein Ja mit Einschränkungen, das sofort wieder nach Sonne und Leichtigkeit strebt, versucht doch wieder die schweren Gefühle loszuwerden. Mit einem halben Ja bleiben wir im Nein stecken.

Woran merkst du, dass du noch im Nein steckst? Gedanken wie “es sollte anders sein“ oder “es ist nicht in Ordnung, dass es so ist“ zeigen mir, dass ich immer wieder in den Hader rutsche. Wenn du schon einmal meditiert hast, vielleicht sogar nach dem Dalmanuta Prinzip, dann kennst du die kraftvollen Übungen wie “der Friede sei mit dir“ oder “ja, das ist mein Leben“. Aber manchmal hilft meditieren nicht. Es gibt Gefühle, die sind so intensiv und tief, die kannst du nicht “weg meditieren“. Um das zu erkennen, musste ich aufgeben.

Den Kampf aufgeben

Ich habe aufgegeben, dass ich etwas “machen“ kann. Ich habe aufgegeben, dass es anders werden muss. Und ich habe angefangen, mich hinzugeben. Aufgeben bedeutet nicht, einen Kampf verloren zu haben. Aufgeben heißt, ich setze meine Kräfte für anderes ein.

Und heute habe ich aufgegeben, dass mich mein Trauern nicht so einschränken darf. Es ist okay, eine Zeit nicht leisten zu können. Es ist okay, dass es weh tut. Denn es ist wichtig. Etwas Wichtiges ist geschehen und das darf mich richtig tief berühren. So tief, dass es weh tut.

Ich darf vertrauen

In der Gewissheit, dass Freude und Leid zur gleichen Medaille des Lebens gehören, ebenso wie aufblühen und verblühen dem Fluss des Lebens entspringt, darf ich darauf vertrauen: Es gibt Zeiten der Freude und Zeiten der Trauer. Und nicht ich, nicht mein Kopf entscheidet wie lange welche Zeit dauert. Für diese Zeiten gibt es keine Abkürzung.

Und ich darf mich überraschen lassen. Denn so wie Trauer und Freude der gleichen Medaille angehören, so können sie auch gleichzeitig präsent sein. Es ist in Ordnung glücklich zu sein, Freude zu erleben, obwohl mein Herz trauert. Beides kann gleichzeitig sein.

Deine Trauer, deine Freude

Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch erlebt Freude anders und auch seine Trauer ist sehr individuell.

Wie hast du Zeiten der Trauer erlebt? Was hat dir geholfen, darauf zu vertrauen, dass die Freude weiter Teil deines Lebens ist?

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Waldlichtung, Wald, Grün @ danielsfotowelt (pixabay CC-0)

2 Kommentare

  1. Beatrix Schleimer

    Liebe Anne! So wie du diesen Artikel geschrieben hast, leuchtet mir vieles ein. Er sagt alles aus, was ich nach einem langen Prozess in meinem Leben empfunden habe. Jetzt weiß , ich, daß alles richtig war und einfach das ja- sagen der entscheidende Schritt ist. Danke für diese hilfreichen Zeilen! LG Beatrx

  2. Anne Poger

    Liebe Beatrix, lieben Dank für deine Rückmeldung. Ich freue mich immer sehr, von dir zu lesen. Wenn sich Schritte für dich richtig anfühlen, dann sind sie richtig. Ich freue mich, dass meine Worte hilfreich für dich sind. Alles Liebe Anne

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