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Raus aus der Opferrolle – hinein in die Verantwortung

Ein Meer von Wolken öffnet sich ins Helle, zum blauen Himmel - ein Bild für Verantwortung, die mich aus der Opferrolle holt.
Lesezeit: 3 Minuten

Der Kopf liebt die Opferrolle

Wenn ich nachdenke, fallen mir eine Vielzahl von Umständen, aktuellen Schwierigkeiten oder Situationen ein, die mich wütend oder traurig machen. Warum passiert das ausgerechnet mir? Immer läuft es bei mir schief. Die Welt scheint sich gegen mich verschworen zu haben. Sind Gedanken wie diese oft bei mir zu Gast, äußert sich das durch Beschweren und Jammern.

Gegenwind

Der Wind des Lebens kann richtig heftig sein. Und manchmal kommt es knüppeldicke und es gibt nicht nur eine Baustelle, sondern gleich mehrere. Die Situationen bleiben jedoch unverändert egal, ob ich mich darüber beklage oder nicht. Richte ich meine Energie auf das, was gerade nicht gut läuft, bekommt genau das, was gerade schwer ist, immer mehr Raum in meinem Leben.

Damit meine ich nicht, dass du dir eine besch… Lebenssituation schön reden sollst. Es ist völlig in Ordnung, sich zu ärgern oder traurig zu sein. Aber rede dir dein Leben auch nicht schlecht. Durch das Jammern bleibt der Fokus auf dem, was stört. Dafür geht Energie drauf, die dir an anderer Stelle fehlt.

Was möchtest du?

Manchmal ist es nicht einfach, zu formulieren, was du möchtest, da der Fokus schon so lange auf dem liegt, was du nicht mehr möchtest. Statt die Welt für ihre Ungerechtigkeit zu beschimpfen, könntest du herausfinden, welche Qualität dir in deinem Leben fehlt. Wenn dir klar ist, in welche Richtung du dir eine Veränderung für dein Leben wünschst, kannst du Schritt für Schritt genau diese Qualitäten einladen.

Das klingt so verdammt leicht, ist es aber nicht. Ein guter Anfang kann sein, dir selber auf die Schliche zu kommen:

  • Was gibt dir das Gefühl, hilflos zu sein?
  • Worüber beschwerst du dich?
  • In welchen Situationen suchst du die „Schuld“ bei den Umständen oder anderen?

Belüge dich nicht selber

Es geht nicht darum, alles nur noch positiv zu sehen. Sich Situationen schönzureden, heißt, sich selber zu belügen. Denn im Inneren weißt du, dass es gerade schwer ist, dass du traurig oder verzweifelt bist. Mit positivem Denken oder Affirmationen machst du dir selber etwas vor und ignorierst dein inneres Gefühl.

Schwere

Gedanken aus der Opferrolle heraus haben immer eine Schwere, die oft eine Spirale zu mehr Schwere und Dunkelheit nach sich zieht. Negative Gedanken ziehen herunter. Das Gefühl der Hilflosigkeit entsteht oder verstärkt sich. Statt aus deiner Stärke heraus der Herausforderung des Lebens entgegenzutreten, manifestierst du als Opfer das Gefühl von Schwäche. So beschleunigt sich die Spirale.

Ausweg

Erkenntnis und Entscheidung

Wie kommst du da raus? Der erste wichtige Schritt ist, zu bemerken, dass du gerade in der Opferrolle bist. Mit dieser Erkenntnis fällt eine bequeme Ausrede weg. Solange du überzeugt bist, die Gründe liegen ausschließlich im Außen, brauchst du nicht ins Handeln zu kommen. Aber du kannst die Entscheidung treffen: Ich bin kein Opfer.

Verantwortung

Mit der Erkenntnis, dass sich die Welt nicht gegen dich verschworen hat und es immer nur auf dich abgesehen hat, und mit deiner Entscheidung, dass du kein Opfer bist, entsteht ein Loch: Was nun? Die Umstände können als Entschuldigung nicht mehr herhalten. Das, was nun nötig ist, nennt sich Verantwortung übernehmen. Du bist für dein Leben verantwortlich! Für das, was dir geschieht, bist du nicht verantwortlich. Aber du trägst die Verantwortung, wie du mit dem umgehst, was im Leben geschieht.

Welche Richtung?

Und nur du kannst die Verantwortung übernehmen, in welche Richtung sich dein Leben entwickeln soll. Was willst du für dein Leben? Nicht alles ist immer möglich. Ich hätte gerne eine große Familie gehabt mit vielen Kindern, für die ich sorgen darf, und einem Haus voller Lebendigkeit. Dieser Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen. Aber ich kann dennoch die Lebendigkeit in mein Leben einladen. Und ich kann gut für meinen Mann und mich sorgen. Um diese Qualitäten zu erleben, muss ich wissen, was ich mir wünsche. Und dann heißt es, Schritte in diese Richtung zu gehen.

Erinnerung

Wenn ich heute an die Zeiten denke, an denen ich alleine zu Hause gesessen habe und verzweifelt war, dass immer bei mir alles so schwer war und dass sich scheinbar alles gegen mich verschworen hatte, habe ich Mitgefühl mit mir. Das Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung war echt. Aber Schmerz entstand durch meine Gedanken, die sich um mich als Opfer drehten. Ich bin so dankbar, dass ich den Weg aus diesem Gedankenkarussell gefunden habe.

Mein Leben

Das ist kein einfacher Weg. Mit der Entscheidung, mich selber nicht mehr als Opfer zu sehen, habe ich einen wichtigen Grundsatz geschaffen, der mir auch heute hilft, wenn die alten Gedanken wieder kommen. Aber die Entscheidung alleine reicht nicht. Nur wenn ich bereit bin, die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, kann ich in meinem Leben etwas verändern. Ich kann entscheiden, welche Qualitäten Raum bekommen sollen. Und ich kann Schritte in diese Richtung gehen.

Denn es ist mein Leben, für das ich mir Lebendigkeit, Leichtigkeit und Fülle wünsche. Also gilt es immer wieder Schritte zu machen, damit ich mich lebendig und leicht fühle. Es gilt meine Tage immer wieder bewusst zu gestalten und zu erleben, damit es ein erfülltes Lebend mit Tiefe wird. Diese Verantwortung kann ich niemandem übertragen: nicht meinem Chef oder meine Chefin, nicht meinem Partner, nicht meinem Kindern oder der Welt.

Dein Leben

Bist du bereit, die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen?

Was kannst du heute machen, um einen Schritt in die Richtung der Qualitäten zu gehen, die du dir für dein Leben wünschst?

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Himmel, Wolken, Dunkel © Free-Photos (pixabay CC-0)

3 Kommentare

  1. Beatrix Schleimer

    Liebe Anne! Ich glaub schon fast, daß es ein unsichtbares Band zwischen unseren Gemüter gibt!! Ich erzähle dir jetzt meine Geschichte: Bin so glücklich, endlich auf dem richtigen Pfad zu sein, der mich erfüllt. Schreibe für meinen Lehreronntag die Einstiegsfrage: wann hast du gemerkt, daß du angekommen bist? Umfangreicher Text, Lied Auswahl Colorado, Udo Lindenberg. Alles super, außer meine Schwiegermutter ist mehr denn je bettlägrig. Wie kann sie das machen, daß ich in so einen Zwiespalt gerate? Die Lage spitzt sich zu: Ich sitze neben meinem Mann im Auto und heule, weil ich ein wichtiges Lebensmittel nicht bekommen habe!! Hilfe! Da stimmt was gewaltig nicht. Ich zweifle, stelle alles in Frage, bin völlig durch den Wind. Ich bin nicht! angekommen, brauche gerade Hilfe. Dringend! Ich kann nicht einfach weg nach Duisburg, nicht ne Woche nach Wangerland. Meine Schwiegermutter ist in ihrer letzten Lebensphase und wir sind seit 48 Jahren so vertraute Komplizen. Wie soll das gehen? Ich bin völlig verwirrt. Was soll ich tun. Ich schreibe der Betty, sie ist eine meiner Coachs und würde mich mit dem Auto mitnehmen können, außerdem ist sie Altenpflegerin. Ich telefoniere mit ihr, ihre Stimme macht schon den Anfang, mich zu beruhigen. Sie bringt mich auf den Pfad, für mich zu sorgen und auch Maßnahmen mit Oma vorzuschlagen. Ich ändere meine Richtung, treffe Vorsorge zur Pflege, ändere meinen Vortrag: Wann hast du vor einer Entscheidung gestanden, wo du gemerkt hast, es schlagen 2 Herzen in meiner Brust? Das Lied Wind of change und der Bericht , so wie ich es berichtet habe. Bin nach Duisburg gefahren und mit der Schwiegermutter ist es gut gelaufen!! Danke daß ich das alles durch deinen Bericht bestätigt bekommen habe daß ich richtig bin!!

    • Anne Poger

      Liebe Beatrix, danke für deine berührenden Worte. Ich habe eine Gänsehaut. Es ist ein wunderbares Geschenk, dass du mit mir und uns teilst, was dich gerade bewegt. Du bist richtig! Und im Leben werden dir immer wieder Herausforderungen begegnen, auf die du dich nicht vorbereiten kannst. Aber du darfst darauf vertrauen, dass du begleitet bist. Dass es Menschen gibt, die dich unterstützen, wenn du um Hilfe bittest. Du hast die Kraft, den Weg zu gehen. Ich wünsche dir wunderbare Erfahrungen, tiefe Begegnungen und immer wieder Freude und Leichtigkeit auf diesem Weg. Wie wunderbar, dass wir innerlich verbunden sind. Alles Liebe Anne

  2. Pingback:Scheitern, um wieder aufzustehen - Mut zur Stille

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