Der Gedanke ans eigene Ende
Denkst du manchmal daran, dass dein Leben endlich ist? Machst du dir hin und wieder bewusst, dass deine Zeit hier begrenzt ist? Ohne dass ich Zahlen kenne, vermute ich, dass es eher unüblich ist, sich regelmäßig Gedanken über den eigenen Tod zu machen. Oft sind es einschneidende Erlebnisse, wie ein Unfall, eine Krankheit oder der Tod von Menschen, die einem wichtig sind, die diesen Gedanken aufkommen lassen. Erst diese Zäsuren holen den eigenen Tod plötzlich in die Wahrnehmung.
Ein Tabu-Thema
Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. Als Tochter eines Bestatters war der Tod in meiner Kindheit Teil meines Alltags. Themen zu Tod und Sterben haben wir beim Mittagessen besprochen. Ich habe das stets als normal empfunden. Menschen werden alt und sterben. Andere Menschen werden krank oder haben einen Unfall. Und manchmal sterben auch Kinder, obwohl sie noch kaum etwas von der Welt gesehen haben.
Diese Realität blenden viele Menschen aus. In einer Gesellschaft in der Leistung zählt, jung und fit sein als erstrebenswert gilt, haben Gedanken an das Ende des Lebens wenig Raum. Und der eigene Tod ist meist ein Tabu, über das nicht geredet oder nachgedacht wird.
Die Chance im eigenen Ende
Auch wenn der Gedanke an den eigenen Tod kein angenehmer ist und dir vielleicht Angst macht, steckt in ihm eine riesige Chance. Sich bewusst zu sein, dass das eigene Leben endlich ist, macht nämlich eines ganz klar: Für all das, was du immer schon tun wolltest, gibt es nur eine begrenzte Zeitspanne. Die mag statistisch gesehen noch mehrere Jahrzehnte umfassen, aber sicher sein kannst du dir darüber nicht. Auf was wartest du also? Irgendwann wird es zu spät sein für all deine Träume und Projekte.
Keine leichte Frage
Während meines Sabbaticals war eine Frage mein Antreiber: Auf was möchte ich einmal zurückschauen, wenn mein Leben zu Ende geht?
Ich möchte auf ein Leben zurückschauen, …
… in dem ich Herausforderungen angenommen habe und meine Potenziale gelebt habe.
… in dem ich mutig Neues gewagt habe und in dem ich keine Angst vor Veränderung hatte.
… in dem ich etwas Gutes tue, Menschen berühre, sie ein Stück ihres Weges begleite und für den ein oder anderen “den Unterschied” mache.
Mit meinen Antworten auf die Frage wurde mir sehr klar, dass ich mit diesem Leben, auf das ich zurückschauen möchte, nicht erst mit 75 Jahren anfangen kann. Wer weiß, ob ich 75 Jahre alt werde? Und wenn ich 75 Jahre anders gelebt habe, wie soll es geschehen, dass ich mich dann noch verändere? Die Veränderung war sofort nötig. Und die Veränderung kam mit der Klarheit über meine Antworten auf diese Frage.
Das Leben vom Ende her gesehen
Mit dem Bewusstsein, auf was für ein Leben ich am Ende zurückschauen möchte, hat sich nicht nur mein Blickwinkel, sondern vor allem mein Handeln verändert. Aus meinen “irgendwann möchte ich mal …” sind konkrete Projekte und Taten geworden. Ich habe meinen Blog gestartet und biete wieder Meditationsabende nach dem Dalmanuta Prinzip an. Abenteuern öffne ich die Tür, indem ich meinen Impulsen folge und spontanes und verrücktes zulasse.
Ich bin unglaublich dankbar über die Veränderungen, die dadurch in meinem Leben stattgefunden haben. Denn mein Leben hat mehr Tiefe und Fülle.
Auf was möchtest du zurückschauen?
Was für dich am Ende wirklich zählt, kannst nur du sagen. Niemand außer dir ist mit deinem Auftrag hier in diesem Leben.
Nur du kannst deine Träume wahr machen.
Nur du kannst deine Potenziale leben.
Nur du weißt, auf was du an deinem letzten Tag zurückschauen möchtest.
Nimm dir die Zeit, dich mit dieser Frage zu beschäftigen. Sie lässt sich nicht zwischen zwei Folgen der neuesten Serie auf Netflix beantworten. Vielleicht magst sie mit in deine Meditation oder dein Innehalten nehmen. Wertschätze dein Leben, indem du dich damit auseinandersetzt. Schaue nicht weg vor deiner eigenen Endlichkeit. Sie ist eine Chance, keine Bedrohung.
Und dann frage dich: Lebst du schon dieses Leben, auf das du zurückschauen möchtest?
Bildnachweis für diesen Beitrag: Friedhof, Licht, Lichtschein © Joggie (pixabay CC-0)
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