Menü Schließen

Wertschätzt du deine Reise?

Eine Straße führt über eine Brücke als Bild dafür wie du die Reise deines Lebens wertschätzt.
Lesezeit: 3 Minuten

Es geht um die Reise,
nicht das Ergebnis.
Carl Lewis

Kannst du dich einlassen?

Lass dich einmal auf diesen Satz ein: Es geht um die Reise, nicht da Ergebnis. Welche Gedanken und Impulse kommen dir? Kannst du dich in diesem Satz wiederfinden? Oder widerstrebt dir diese Aussage?

Der erste Impuls

Mein erster Impuls zu diesem Satz war: “Das stimmt ja gar nicht. Was zählt, ist doch das Ergebnis.” Wenn es nur auf das Ergebnis ankommt, machen Sichtweisen wie “der Zweck heiligt die Mittel” oder “the winner takes it all” (der Gewinner bekommt alles) das Rennen.

In Sätzen wie diesen schwingt die Orientierung an Leistung stark durch. Hauptsache das Ergebnis stimmt. Alles Weitere hat keine oder zumindest wenig Bedeutung. Diese Sichtweise ist in der Gesellschaft meistens die vorherrschende. Diejenigen, die leisten, geben den Ton an. Wer keine Leistung bringt, wird als Faulpelz oder Schmarotzer dargestellt.

Lass den Satz wirken

Jedoch habe ich den Satz auf mich wirken lassen und einen anderen Blickwinkel in mir wahrgenommen. Wenn es nur auf das Ergebnis ankäme, dann wäre es völlig egal, was bis dahin passiert, dann wäre der Weg völlig unwichtig. Kann das sein? Ist der Weg nicht immer Teil vom Ergebnis? Ohne den Weg gäbe es das Ergebnis nicht, daher kann er nicht ohne Bedeutung sein.

Der Wunsch, ‘vorzuspulen’

Warum möchte ich aber mein Leben oft vorspulen? Der Weg bis zum Ergebnis erscheint mir zu steinig, schwer und ungewiss. Am liebsten möchte ich zum Ergebnis springen und mich mit der Reise dahin nicht auseinandersetzen. Ich möchte direkt das Ende der Wegstrecke erreichen.

Dieser Wunsch ist sehr menschlich. Der Weg erscheint uns oft zu schwer für unsere Kraft. Wir trauen uns nicht zu, dass wir es schaffen, oder haben Angst vor dem Schmerz, der uns unterwegs begegnet. Wenn jemand weiß, dass er sich von seinem Partner trennen möchte, ist der Weg bis zum eigenständigen Leben oft kein einfacher Weg. Es ist verständlich, dass man gerne vorspulen würde und die Reise gerne überspringen würde. Jedoch ist jedes Ankommen ohne Reise eine Illusion. Wie könnte ich ankommen, wenn ich mich nicht auf den Weg mache?

Wertschätze die Reise

Ich bin überzeugt, dass die Reise, zu welchem Ziel auch immer, genauso wichtig ist, wie das Ergebnis. Meine Sehnsucht zeigt mir, welche Qualitäten ich im Leben erleben möchten. Um diese Qualitäten einzuladen, ist es nötig, dass ich mich auf den Weg mache.

Und unterwegs auf meinem Weg passiert etwas mit mir: durch die Reise verändert sich etwas. Ich bin nicht die gleiche wie vor der Reise, andere Facetten von mir kommen zum Vorschein. Dieser Weg kann eine Art “Läuterung” sein. Ich sehe klarer, bin ausgerichtet auf meine Sehnsucht, die der Antrieb für meinen Aufbruch war.

Der Weg als Sinn

Wenn ich mich voll und ganz auf den Satz von oben einlasse, bin ich schnell dabei, dass der Weg selber der Sinn ist. Den Satz „der Weg ist das Ziel“ fand ich früher immer sehr abgedroschen und banal. Ganz ohne Ziel kann kein Weg sein, denn ohne Ziel ist jeder Weg richtig. Den Begriff “Ziel” in Bezug auf meinen Lebensweg mag ich jedoch nicht.

Zielen, wie z. B. heiraten, ein Haus bauen oder Kinder bekommen, kann schnell ein Druck folgen, es erfüllen zu müssen. Bei mir hat der Mann zum Heiraten lange auf sich warten lassen. Mit dem Ziel zu heiraten, fühlte ich mich jahrelang unglaublich unter Druck, weil es nicht in Sicht war. Ich habe gehadert, gezweifelt und mich für nicht normal gehalten.

Meine Ausrichtung

Statt Ziele für mein Leben zu definieren, wähle ich eine Ausrichtung. Ich möchte die Richtung bestimmen, in die mein Weg geht. Auf was will ich mein Leben richten? Was ist mir wichtig und soll Teil meines Lebens sein?

Und auf der Reise hin zu dieser Ausrichtung darf vieles geschehen. Mir begegnen Erlebnisse, ich verändere meinen Blickwinkel. Ich lache und weine, ich verharre und tanze. Mal ich bin alleine und dann wieder begleitet. Mit der Wertschätzung für meine Reise geht die Wertschätzung für mich selber einher.

Meine Reise zählt

Für meinen Lebensweg ist mir klar: Der Weg ist das was zählt, das Ergebnis, wie reich ich bin oder welche Erfolge ich hatte, ist nicht wichtig. Und wenn es für den großen Lebensweg gilt, so gilt es auch für jede einzelne Etappe auf dieser Reise.

Und es gilt auch für dich und dein Leben. Ohne eine innere Ausrichtung bist du Treibgut im Ozean des Lebens. Deine Ausrichtung gibt dir eine Richtung, Energie und Klarheit. Und auf dem Weg darf dir Wundervolles begegnen.

Ein Mantra für deinen Tag

Wenn du magst, nimm diesen letzten Satz wie ein Mantra mit in deinen heutigen Tag:

Ich bin auf meiner Lebensreise und unterwegs darf mir Wundervolles begegnen.

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Schweigen, Nebel, Brücke © Free-Photos (pixabay CC-0)

2 Kommentare

  1. Pingback:Respekt! - Vor was ziehst du deinen Hut? - Mut zur Stille

  2. Pingback:Willst du nur ernten oder säst du auch? - Mut zur Stille

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert